Zu kolumbianischen Söldnern in der Ukraine

NATO-Schwadronen

Nach dem 11. September 2001 stieg weltweit die Zahl der Söldnerunternehmen, die die schmutzige Arbeit machen, die sich Staaten nicht leisten können. In seinem Artikel „Kolumbien, eine Söldnerfabrik“ beschrieb der Journalist Hernán Calvo in „Le Monde Diplomatique“ im März 2024 Kolumbien als größte Reserve bezahlter Mörder der Erde. Der jahrzehntelange Krieg gegen die eigene Bevölkerung unter dem Label der „Aufstandsbekämpfung“ mit hunderttausenden Opfern diverser Massaker seit 1948 hatte dabei zwei ausführende Komponenten: Die staatliche Gewalt des Heeres und die parastaatliche Gewalt der Söldner.

Die deutlich bessere Bezahlung und die für die Todesschwadronen typische feige Vermeidung direkter Gefechte mit den im Volk verankerten Guerillas führten zu einer wachsenden Zahl von Paramilitärs. Zumeist hatten sie ihre Ausbildung im regulären Militär bekommen; die engen Verbindungen zwischen beiden Akteuren sind vielfach belegt – das Heer marschierte in einen Ort ein und markierte echte und angebliche Unterstützer der Guerillas, Tage später fielen die bezahlten Mörder ein und massakrierten die Menschen.

Reichlich kolumbianischen Militärs und Paramilitärs fiel nach dem Friedensschluss mit den FARC 2016 ein Teil ihrer Geschäftsgrundlage weg; zudem spielt ihnen die neue, linksgerichtete Regierung nicht in die Hände. Viele agieren nun verstärkt im Ausland: 2021 ermordeten kolumbianische Killer den haitianischen Präsidenten Jovenel Moïse, 2022 den paraguayischen Staatsanwalt Marcelo Pecci und 2023 den ecuadorianischen Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio.

Diese speziellen Geschäfte reichen aber nicht für alle. Nach Angaben des kolumbianischen Botschafters in Britannien, Roy Barreras, sind etwa zweihundertfünfzig Kolumbianer für einen Monatslohn von dreitausend US-Dollar in den Kampfzonen der Ukraine, von denen bis Anfang Juni mindestens 51 gefallen sind, womit sie an der Spitze der getöteten ausländischen Söldner stehen sollen. Als Kanonenfutter werden sie in einem Krieg verheizt, in dem NATO und ukrainischer Führung jedes Mittel recht ist, die Niederlage hinauszuzögern.

Weil zehntausende Männer durch Flucht aus der Ukraine ihr Leben gerettet haben, wird auf gedungene Mörder zurückgegriffen. Gehen die zur Neige, folgt – wie beim historischen Vorbild – der Volkssturm.

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"NATO-Schwadronen", UZ vom 5. Juli 2024



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