Zu „Weiß der Führer von dieser ­Sache?“, UZ vom 21. März

Namen und Gesicht geben

Gerd-Rolf Rosenberger & Regine Voß, Bremen

DKP-Mitglieder putzen seit Jahren den Stolperstein von Dr. Martin Meiners, der direkt vor seinem Geburtshaus gelegt wurde. Stellvertretend für die vielen Ermordeten der „Euthanasie“ wurde Meiners eine Straße im Ortsteil Bremen-Aumund/Hammersbeck gewidmet. Menschen Namen und Gesicht zu geben muss unser Ziel sein.

Meiners, 1872 geboren, arbeitete als Oberlehrer an einer Bremer Oberrealschule, seine Unterrichtsfächer waren Französisch, Englisch, Deutsch und Latein. Der Rektor beurteilte ihn als einen Lehrer, der die große Zuneigung seiner Schüler gefunden habe und gute Unterrichtserfolge erziele. Doch im Januar 1900 musste Meiners infolge eines Hirnleidens beurlaubt werden. Er wechselte nach seiner Genesung im April 1903 auf eigenen Wunsch zur Oberrealschule nach Charlottenburg, erkrankte jedoch kurz darauf erneut. Die Diagnose der Berliner Ärzte lautete nun auf Schizophrenie, dies führte zur vorzeitigen Pensionierung.

Am 19. Mai 1905 wurde Meiners erstmals in das gerade neu geschaffene „St.-Jürgen-Asyl für Nerven- und Geisteskranke“ in Bremen-Ellen eingewiesen. Mit Unterbrechungen durchlitt er ein andauerndes 30-jähriges Martyrium in anderen „Heil- und Pflegeanstalten“ sowie in der sogenannten Landpflege. Angeblich litt er unter Verfolgungsideen, eine „zerfahrene Persönlichkeit“, man könne ihn daher nicht zur Arbeit einsetzen.

Dr. Martin Meiners gehörte zu jenen 114 Patienten, die am 13. August 1942 durch die Ärzte der Bremer Nervenklinik in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt wurden, wo er einen Monat später im Alter von 70 Jahren infolge mangelnder Pflege und hochgradiger Unterernährung starb. Bei Stolpersteinführungen wird der Stolperstein von Dr. Martin Meiners aufgesucht, genauso wie der des enthaupteten Kommunisten Leo Drabent, nur wenige 100 Meter entfernt.

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"Namen und Gesicht geben", UZ vom 28. März 2025



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