Im Drama um die knapp 12.800 Arbeitsplätze bei den 92 Filialen und der Zentrale von Galeria Karstadt Kaufhof ist nach der Insolvenz des österreichischen Vorbesitzers René Benko mit seiner „Signa“-Handelsgruppe nun eine alte Schallplatte aufgelegt worden. Auch sie beginnt mit „B“: Dem gemeinsamen Kaufangebot von Baker und Beetz wurde im Rahmen des Insolvenzverfahrens der Zuschlag erteilt. Richard Baker steht dabei für die US-amerikanische Investment-Gesellschaft NRDC, die sich auf die Verwertung von Immobilien spezialisiert hat. Kopilot im Cockpit des seit Jahren in heftigen Turbulenzen steckenden Kaufhauskonzerns ist dessen alter, in der Schweiz lebender Freund Bernd Beetz, im Nebenberuf Präsident des Fußballdrittligisten SV Waldhof.
An das schillernde Pärchen haben, wie die FAZ am 11. April in vornehmer Zurückhaltung formulierte, die „Mitarbeiter (…) nicht die besten Erinnerungen“. Beide nämlich waren in den 2010er Jahren schon einmal Besitzer der Kaufhauskette, haben dort Filialen geschlossen, Grundstücke verkauft, Arbeitsplätze abgebaut, der Belegschaft massiven Lohnverzicht mit der Erpressung abgerungen, sonst noch mehr Kündigungsbriefe zu versenden – um dann, als dennoch die Rendite nicht stimmte, Kaufhof an den Immobilienjongleur Benko zu verscherbeln. Der ist inzwischen pleite und damit befasst, sein Vermögen vor den Insolvenzverwaltern in Sicherheit zu bringen (UZ vom 8. Dezember 2023).
Während die über 12.000 Beschäftigten bei Kaufhof sich nun einer neuen Erpressungs- und Entlassungsrunde gegenübersehen, läuft die Vermögenssicherung für Benko ganz gut. Alle paar Wochen kommen neue Stiftungen aus dem familiären Umfeld des Geldsaugers ans Licht – so nach der Liechtensteiner INGBE-Stiftung nun die ARUAL-Stiftung. „INGBE“ steht für „Ingeborg Benko“, die Mutter des Gründers von Signa, und ARUAL ist rückwärts gelesen der Vornahme seiner Tochter Laura. Beide Privatstiftungen besitzen laut FAZ neben erstklassigen Immobilien am Gardasee und anderswo auch „Goldbestände in Millionenhöhe“. Das bürgerliche Recht ist im Kapitalismus so ausgestaltet, dass Benko allein dank dieser beiden Frauen seine Schäfchen im Trocknen haben dürfte – ganz im Gegensatz nicht nur zu den jahrelang malochenden und geschurigelten „lieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, sondern auch im Gegensatz zu den öffentlichen Kassen. Die hatten zur vermeintlichen Rettung der Arbeitsplätze im Signa-Imperium fast 700 Millionen Euro locker gemacht, die in der jetzt anstehenden Runde des Kaufhof-Dramas vermutlich auch den Bach hinuntergehen werden. In den nächsten Wochen werden nun die Details des Übernahmekonzepts auszuarbeiten sein, bevor am 28. Mai die Gläubiger von Benko endgültig grünes Licht für den Verkauf an die neuen Besitzer geben sollen.
Völlig jenseits des bornierten Denkhorizonts bürgerlichen Rechts liegt der Gedanke, die öffentlichen Gelder zu nutzen, um die Kaufhof-Warenhäuser, die häufig das Zentrum der von Verödung bedrohten Innenstädte bilden, in kommunales Eigentum zu überführen und zu städtischen Einkaufs- und Freizeitzentren mit Bibliotheken und Raum für nichtkommerzielle Kultur auszugestalten – bei Sicherung der Arbeitsplätze von denen, die jetzt dort noch hinter den Kassen stehen. Stattdessen droht die Neuauflage von „B & B“ statt „B“ und damit vom abgeschmackten Versuch, die besten Filetstücke der City-Lagen meistbietend zu verscherbeln, um dem nächsten Besitzer die Taschen zu füllen. Und auch sie werden wie Benko wissen, wie das eingesackte Geld rechtzeitig in Sicherheit zu bringen ist, bevor das nächste Konkursverfahren unvermeidlich wird.