Zwei Wochen lang gab es spannende Wettkämpfe – knappe Entscheidungen, aber auch überlegene Sieger. Oft war die Zahl der Zuschauenden recht übersichtlich. Das änderte sich allerdings im Verlauf der Wettkämpfe. Die Gastgeber hatten sich große Mühe gegeben, um schnelle Verkehrsverbindungen zu gewährleisten und moderne Wettkampfstätten zu schaffen. Allerdings auch hier – wie zuvor in Sotschi und anderswo – auf Kosten der Umwelt. Zum Beispiel wurden für den Bau der alpinen Skipiste am Mount Gariwang in einem Wald, der vielen Menschen vor Ort als heilig gilt, 60 000 Bäume gefällt, darunter solche, die 500 Jahre alt waren. Eine Wiederaufforstung ist offenbar nicht vorgesehen. Eine moderne Bob- und Rodelbahn wurde gebaut, die künftig wohl kaum genutzt werden wird. Einige der extra für die Olympischen Spiele und die im März folgenden Paralympischen Spiele gebauten Hallen sollen nach dem Ende der Wettkämpfe wieder abgerissen werden. Auch diese Spiele waren also nicht „nachhaltig“. Das Internationale Olympische Komitee hatte zwar vor etwas mehr als drei Jahren eine Agenda 2020 beschlossen (Olympische Spiele sollen kostengünstiger und nachhaltiger werden), Veränderungen sind aber nicht in Sicht. Denn es geht um Prestige und viel Geld – wie zum Beispiel um Einnahmen aus Werbung und Übertragungsrechten.
Die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang sind Geschichte. Was bleibt? Auch die Erinnerung daran, dass es doch möglich ist, zu einer friedlichen Lösung der Konflikte auf der Halbinsel zu kommen? Schließlich gab es ja zum Beispiel den gemeinsamen Einmarsch von Sportlerinnen und Sportlern aus Süd- und Nordkorea bei der Eröffnungsfeier sowie ein gemeinsames Eishockeyteam der Frauen, aber auch den Besuch hochrangiger Politiker aus Nordkorea und, ganz der UN-Resolution vom Dezember 2017 zum Olympischen Frieden entsprechend, Gespräche. Doch die Spiele waren noch nicht vorbei, da drohte Trump wieder prompt Richtung Nordkorea – Südkorea ist Verbündeter der USA und abhängig von diesen.
Bleiben wird auch die Erinnerung daran, dass russische Sportlerinnen und Sportler in Pyeongchang nur unter der Olympiaflagge und der Bezeichnung „Olympische Athleten aus Russland“ starten durften. Wer startberechtigt war, bestimmte eine Kommission des IOC. Jeder Auftritt einer russischen Sportlerin bzw. eines Sportlers wurde – zumindest von einigen Medien hierzulande – mit Misstrauen beäugt. „Ganz legal“ hatte dagegen die norwegische Mannschaft 6 000 Dosen Asthmamittel dabei. Ihre Benutzung ist mit medizinischer Ausnahmegenehmigung erlaubt, aber trotzdem nicht unumstritten. Die Mittel erweitern die Atemwege und verbessern die Sauerstoffaufnahme. Der slowenische Eishockeyspieler Jeglic wurde während der Spiele positiv auf das Asthmamittel Fenoterol getestet und musste sofort abreisen. Er hatte keine Ausnahmegenehmigung beantragt. Als es dann tatsächlich zwei Dopingfälle unter den „Olympischen Athleten“ gab (Wie dumm waren die denn?), hatten journalistische Dopingjäger wie Hajo Seppelt, der in diesen Tagen teilweise schon fast Dauergast im ARD-Studio war, wieder Oberwasser. Auch seine Auftritte und die wütenden Reaktionen darauf, dass das IOC bald die Sanktionen gegen Russland aufheben könnte, machten deutlich, dass es eben nicht nur um den Kampf gegen Doping geht.
Zur Bilanz dieser Spiele gehört aber auch, dass bundesdeutsche Olympioniken bei Winterspielen noch nie eine bessere Bilanz aufweisen konnten. Das Eishockeyteam hätte – nach einer unglaublichen Steigerung im Turnier – im Endspiel fast eine Sensation geschafft. Trotzdem zeigten sich die bekannten Defizite: In einigen Disziplinen war man gar nicht vertreten, in anderen wie im Eisschnelllauf, bei den Langläuferinnen und -läufern, im Eiskunstlauf (bis auf Sawtschenko/Massot, die im Paarlaufen Gold gewannen), im Shorttrack, bei den Trendsportarten gab es nur wenige Lichtblicke. Da fehlt es an Breite und Qualität, es fehlt Nachwuchs oder Förderung.
Bei aller Freude über spannende, teilweise grandiose Wettkämpfe: Ein bitterer Beigeschmack bleibt.