„Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat“ – dieses Zitat von Rosa Luxemburg stellen die Herausgeberinnen Florence Hervé, Melanie Stitz und Mechthilde Vahsen in ihrem Vorwort dem Kalender „Wie Frauen“ für das Jahr 2025 voran.
In Zeiten von Staatsräson und reaktionär-militaristischem Staatsumbau, von Demokratieabbau und Einschränkung von Meinungsfreiheit – kurz: in den Zeiten der Zeitenwende – braucht diese revolutionäre Tat Mut. Wenn einen dieser Mut mal zwischenzeitlich kurz verlässt, wenn man zu zaudern beginnt angesichts der Aufgaben, die uns in diesen Zeiten bevorstehen, tut es gut, einen Kalender zu haben, der Woche für Woche Frauen vorstellt, die die Aufgaben ihrer Zeit mit Mut angegangen sind.
So porträtiert Cristina Fischer zum Beispiel die Ärztin Elfriede Paul. Ihre Eltern haben sich das Geld für das Abitur der 1900 geborenen Elfriede mühsam zusammengespart, Verständnis für ihren Wunsch nach einem Studium der Medizin hatten sie nicht. Sie finanzierte es sich selber und machte nach erfolgreichem Abschluss des Studiums eine Privatpraxis in Berlin auf – die Zulassung zur Kassenärztin war ihr verweigert worden. Schon mit Anfang 20 war sie Mitglied der KPD geworden, nun wurde ihre Praxis Treffpunkt der Roten Kapelle, in der Elfriede Mitglied war. Obwohl sie sich 1939 langsam aus der illegalen Arbeit zurückzog, wurde sie 1942 von der Gestapo verhaftet. Sie wurde zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt, ihr Lebensgefährte Walter Küchenmeister wurde hingerichtet. Doch Elfriede Paul verzagte nicht. Nach der Befreiung vom Faschismus ging sie in die Nähe von Hannover, eröffnete dort eine Praxis und saß als Vertreterin der KPD im örtlichen Entnazifizierungsausschuss. Als 1946 das Land Hannover gegründet wurde, war Elfriede Paul Ministerin für Aufbau, Arbeit und Wohlfahrt und vertrat die KPD im Landtag. Diese Aufgaben endeten im selben Jahr wieder, als Hannover im neugebildeten Niedersachsen aufging. Elfriede Paul siedelte in die Sowjetische Besatzungszone über und war entscheidend am Aufbau des Gesundheitswesens der DDR beteiligt.
„Wir Frauen“ erinnert auch an die Journalistin Franca Magnani, die sich nicht klein machte angesichts sexistischer und antikommunistischer Angriffe und ihrer Vertreibung aus dem ARD-Büro in Rom – nach vielen Jahren sollte sie vor Gericht Recht bekommen.
Viele weitere Kurzporträts und Hinweise auf runde Geburtstage machen Lust, die Bibliothek oder das Internet genauer nach all den mutigen Frauen zu befragen, über die wir oft viel zu wenig wissen, oder von denen wir tragischerweise noch nie gehört haben.
Abgerundet wird das Informationsangebot des Kalenders mit Texten zum Beispiel über die Frage des Alters als politisches Thema, weibliche Obdachlosigkeit oder eine kritische Erinnerung an das Internationale Jahr der Frau 1975. Eine kleine Chronik gibt einen Ausblick auf anstehende runde Jahrestage der Frauenbewegung: die erste Ausgabe der „Staatsbürgerin“ 1885, der ersten deutschen Arbeiterinnenzeitung, die Verfügung, die 1955 nach langen Kämpfen festlegte, dass auch unverheiratete Frauen als „Frau“ und nicht als „Fräulein“ angesprochen werden können, und an die brutale Niederknüppelung der Streikdemo der Gebäudereinigerinnen in Los Angeles 1990. Trotz der Repression errangen die Kolleginnen eine Lohnerhöhung von 25 Prozent. Zudem kann man sich im diesjährigen Lexikon schlau machen über Designerinnen.
Ansonsten gibt es das, was Frauen in einem Kalender so brauchen: Platz für Notizen und Adressen, einen Menstruationskalender und Platz für eine Liste ausgeliehener Bücher. Und endlich ist der Kalender nicht mehr in leicht knickbares Plastik eingebunden, sondern in festen Karton. Damit ist er sicher in Rucksack und Handtasche, während die Besitzerin zum nächsten Termin eilt.
Wir Frauen 2025
Taschenkalender
PapyRossa, 14,90 Euro
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