Vivian (gespielt von Hadley Robinson) ist 16, zurückhaltend, schüchtern und hat schon am ersten Tag nach den Sommerferien gemeinsam mit ihrer besten Freundin (Lauren Tsai) Angst vor „der Liste“ die an ihrer High School erstellt wird. Auf „der Liste“ steht nicht, wer sich für ein Stipendium qualifiziert oder wer im Theaterstück eine Rolle bekommt. Nein, auf „der Liste“ steht, wer den schönsten Hintern hat, wer am langweiligsten ist und wer am „fickwürdigsten“. Wenig überraschend, dass sich auf der Liste nur Frauen befinden.
Aufbegehren passt so gar nicht in das Konzept von Vivian, möglichst wenig aufzufallen scheint ihr der beste Weg, mit dem an ihrer Schule um sich greifenden Sexismus und Frauenhass umzugehen. Doch als die neue Mitschülerin Liz (Alycia Pascual-Peña ) sich das Verhalten von Football-Kapitän Mitchell (Patrick Schwarzenegger) nicht gefallen lassen will, beschließt sie, dass es Zeit ist, zurückzuschlagen.
Inspiration findet sie ausgerechnet in der alten Erinnerungskramkiste ihrer alleinerziehenden Mutter (Amy Poehler, von ihr ist ebenfalls die Regie). Und so geht es los, mit Bikini Kill auf den Ohren macht sich Vivian daran, eine Untergrundzeitung für ihre Schule zu schreiben und zu layouten – und jeder, die vor der Zeit, in der in jeder Wohnung mindestens ein Computer stand, mal ein Flugblatt gemacht hat, wird dabei das Herz aufgehen. Jetzt werden die Sachen halt am eigenen Rechner gelayoutet und dann ausgedruckt, um sie hinterher mit Schere und Klebstoff zu einer Zeitung zusammenzufummeln, die dann (mit klopfendem Herzen natürlich) in den Copyshop getragen wird.
Vivian legt die selbstgebastelten Zeitungen auf den Frauenklos der Schule aus und ab da nimmt das seinen Lauf, was jeder linken Schreiberin heimlicher Herzenswunsch ist: Sie wird nicht nur gelesen, sondern was sie schreibt, hat Wirkung. Erst eine, dann zwei, dann viele Frauen schließen sich zu einer Gruppe zusammen, um dem Sexismus den Kampf anzusagen, und erschüttern damit das High-School-Universum. Die Vorstellung, mit einem einzelnen Artikel eine Revolution auslösen zu können, ist furchtbar naiv, aber auch furchtbar schön.
So leicht, wie Vivian es mit dem Anzetteln eines Aufstands hat, so leicht hat es sich das Produktionsteam von „Moxie! Zeit, zurückzuschlagen“ leider mit der Zeichnung der Charaktere gemacht. Der Sexisten-Arsch Mitchell ist zu schleimig-selbstverliebt-misogyn, um glaubwürdig zu bleiben, seine Buddys stehen zu geschlossen hinter ihm, genauso wie die Schulleiterin die Zustände an ihrer Schule ein bisschen zu sehr übersieht. Vivians erste Liebe, Seth (Nico Hiraga), ist zu sehr Feminist für seine 16 Jahre und auch die unerschütterliche Liz ist ein bisschen zu unerschütterlich, wenn sie sexistisch und rassistisch beleidigt wird.
Zwei Sachen aber kann die Netflix-Produktion: Klar machen, dass man vielleicht allein ein Flugblatt schreiben kann, aber man sich zusammenschließen muss, um Dinge zu verändern, und Lust machen darauf, Stifte, Papier und Klebstoff rauszuholen und einen Aufstand anzuzetteln. Und sei es nur ein kleiner.
„Moxie“ Zeit, zurückzuschlagen
Regie: Amy Poehler
Abrufbar auf Netflix