Zu „Die Opfer stehen im Mittelpunkt“, UZ vom 28. Januar

Musiker zum Blutsonntag

Randolph Oechslein, Hof

Ein Beitrag von Jenny Farrell in der letzten UZ thematisiert die Geschehnisse in Derry 1972. In einer glänzend geschriebenen Betrachtung von Robert Ballaghs Gemälde über den Blutsonntag von Derry bringt uns die Autorin gleichermaßen kenntnisreich ihre Interpretation des Bildes wie auch die Ereignisse von 1972 näher. Ein äußerst lesenswerter Beitrag, der die Hintergründe des „Bloody Sunday“ und seine künstlerische Aufarbeitung erhellt. Ergänzend zu diesem eindrucksvollen Beitrag Jenny Farrells möchte ich darauf hinweisen, dass auch Musiker der Blutsonntag von Derry nicht unberührt gelassen hat. Erwähnt sei hier vor allem der irische Songwriter Phil Coulter mit seinem Lied „The town I loved so well“ (Die Stadt, die ich so geliebt), das von den Dubliners 1973 eingespielt wurde. In der DDR erschien 1975 auf dem AMIGA-Label eine DT64-Single mit einer ausgezeichneten Version von Coulters Text in deutscher Sprache. Die Single befindet sich in meinem Besitz. „Jack & Genossen“ hieß diese Singegruppe und sie wurde 1973 von dem Iren Jack Mitchell gegründet. Mitchell war 1956 in die DDR gegangen und wurde dort Dozent an der Humboldt-Universität. Als ich in der Musikdatenbank „discogs“ nach dem Song suchte, erlebte ich eine faustdicke Überraschung. Neben Jack Mitchell und Joachim Hürtgen listet die Datenbank den Genossen Peter Balnis aus dem Saarland als zur Singegruppe zugehörig. Das erstaunt. Peter gehörte über 40 Jahre der DKP an und verließ sie kurz vor seinem zu frühen Tod, weil er mit der Wende in der zentralen Politik der DKP nach dem 20. Parteitag nicht mehr einverstanden war. Wie kommt ein saarländischer Kommunist in den 1970er Jahren zur DDR-Gruppe „Jack & Genossen“? Eine wirklich schlüssige Erklärung habe ich dafür nicht finden können. Möglicherweise hat Peter den Text ins Deutsche übersetzt und Jack Mitchell hat ihn aufgegriffen? Wirklich anregend, auf welche Zusammenhänge man beim Lesen von Jenny Farrells Beitrag kommt.

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"Musiker zum Blutsonntag", UZ vom 4. Februar 2022



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