Als sich vor 14 Monaten einige Friedensaktivisten in Dülmen zusammenfanden, weil dort die US-Army ein neues Militärdepot errichtete, war man sich einig, jeden Anlass zu nutzen, um die öffentliche Meinung im immer noch katholischen Münsterland für die Bedrohung durch Hochrüstung zu sensibilisieren. Diesmal luden die Friedensfreunde Dülmen (FFD), mittlerweile ein e.V. zusammen mit dem DGB alle Ratsparteien in Dülmen und beide Kirchen ein, auch im 73. Jahr eine Gedenkstunde an die zivilen Opfer dieses Krieges gemeinsam zu erinnern. Das gelang zur Überraschung der Initiatoren gut: CDU,FDP,SPD, Grüne und Linke, evangelische und katholische Kirchengemeinde und die Stadt Dülmen bereiteten mit DGB und FFD die Veranstaltung vor.
Mehr als 100 Teilnehmer versammelten sich am 22. März an der Dülmener Mahntafel für die Luftangriffe nur eine Woche vor dem Einmarsch der Alliierten, die 200 Menschen das Leben kosteten und die Stadt zu 92% in Schutt und Asche gelegt hatten. Die SPD brachte Sitzbänke mit, die katholische Viktorgemeinde die Lautsprecher und Mikrophon. Drei Musiker von Ballyntobin Gathering aus Bochum sangen Friedenslieder. Bürgermeisterin Annette Holtrup (CDU) begrüßte die Teilnehmer und brachte den Wunsch zum Ausdruck, dass von deutschem Boden kein Krieg mehr ausgeht. Die 94-jährige Klara Töns schilderte ihre Erlebnisse aus der Nazizeit und den Luftangriffen. Michael Stiels-Glenn (FFD), der für den verhinderten DGB-Vorsitzenden Ortwin Bickhove-Swiderski sprach, verlas einen Text von Bert Brecht aus dem Jahr 1951 über die drohenden Kriege, wenn man den Kriegstreibern nicht in den Arm fällt. Der Heimatdichter Rudi Kissenkötter trug das Gedicht „Von Dülmens Untergang“ in Münsterländer Platt vor. Der Syrer Hamid Alhaw berichtete über die Lage in seiner Heimat, wo es kaum Aussicht auf einen Frieden gibt. Der Trägerkreis hatte keine Erfahrungen miteinander und mancher in den Reihen der FFD fürchtete, die starke CDU könne die Veranstaltung dominieren: Aber alle hielten sich an die Absprachen: Die Redner der CDU verteidigten nicht NATO und die USA, sie wiesen auf die notwendige Unterstützung für die Geflüchteten in Dülmen hin. Alle Teilnehmer waren sich trotz Differenzen in vielen Fragen einig in der Forderung: Nie wieder Krieg! Auch im kommenden Jahr soll dieser Jahrestag genutzt werden, um die Friedensbewegung im Münsterland zu stärken.