Lissbeth Lutter
Hinterwald
Verlag de Noantri, Bremen
473 Seiten, 20 Euro
Der Verlag wirbt mit dem Text der Ablehnung seines Kriminalromans „Hinterwald“ durch einen ungenannten anderen Verlag. Es heißt da: „Der Roman ist spannend und gut geschrieben, das Lokalkolorit stimmig und den Titel „Hinterwald“ finden wir grandios. Andererseits polarisiert der Text stark und wir sehen es vertrieblich als sehr problematisch an, in Bayern mit einem Krimi herauszukommen, in dem die örtliche Bevölkerung derart schlecht wegkommt.“ Worum geht es?
Eine kleine Marktgemeinde in den bayerischen Alpen. Die Einwohner leben von Touristen und den Soldaten, die in der großen Gebirgsjägerkaserne am Ortsrand stationiert sind. Den Auftakt der Sommersaison bildet seit Jahrzehnten das Pfingstwochenende, wenn tausende Soldaten und Veteranen zum Totengedenken in den Ort strömen. Doch in diesem Jahr fallen noch andere, ungebetene Gäste in die Gemeinde ein: Aktivisten, die auf die zahlreichen Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg aufmerksam machen wollen. Die Situation eskaliert. Biergläser und Fäuste fliegen, die Polizei mobilisiert ein Großaufgebot. Kurz darauf wird ein Aktivist ermordet. Eine junge, ambitionierte Lokaljournalistin wittert ihre Chance auf eine große Story und macht sich auf die Spur der Aktivisten und der Geschichte der Gebirgsjäger. Nach und nach muss sie erkennen, dass sich hinter der idyllischen Fassade ihres Heimatortes ein Abgrund an Mord und Vertuschung verbirgt. Ihr Leben gerät ins Wanken und sie selbst in tödliche Gefahr.
Der Roman ist fiktiv und zugleich real – er spiegelt in gewisser Weise die antifaschistischen Aktionen gegen die Gebirgsjäger und ihre Traditionsarbeit sowie den Kampf um Entschädigung für die griechischen Opfer wider. Diese Aktionen fanden im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts bei Garmisch-Partenkirchen statt.