Kaum etwas lässt die Spaltung zwischen Ost und West in der BRD so deutlich werden wie deren Geschichtspolitik. Das Gedenken am 27. Januar an die Befreiung des Arbeitssklaven- und Vernichtungslagers Auschwitz vor 80 Jahren zeigte das erneut. Es genügt, an die Formel von den „zwei deutschen Diktaturen“ zu erinnern, die an einem solchen Tag nicht bemüht wird, sonst aber zum Bekenntnisritual für „Demokratie“ und „Werte“ gehört. Angesichts der Bilder, die am 27. Januar aus der Gedenkstätte Auschwitz in den TV-Nachrichten gezeigt wurden, läge die Infamie der Gleichsetzung offen. Selbst die wildesten DDR-Hasser haben ihr zwar tendenziell Sklaverei zugewiesen, nach industrieller Menschenvernichtung aber nicht gesucht. Die Einebnung des Gegensatzes zwischen dem sozialistischen Staat und der deutschen faschistischen Diktatur war und ist eines der wichtigsten ideologischen Instrumente der BRD seit ihrer Gründung.
Deren heutige Repräsentanten hielten rund um den 27. Januar 2025 viele antifaschistische Reden. Zu keiner Veranstaltung, auch nicht der in der Gedenkstätte Auschwitz, wurden aber Vertreter der russischen Befreier eingeladen. Dafür die des Kiewer Regimes, die am 1. Januar den gesetzlichen Gedenktag der Ukraine für den Judenmörder Stepan Bandera begingen – mit Fackelzügen. Das entspricht zum einen der staatlich verordneten Geschichtsklitterung, wonach es 1945 nur im westlichen Teil Europas eine Befreiung gegeben habe, zum anderen der voranschreitenden Rehabilitierung des Faschismus in der EU.
Neu ist das nicht. In der BRD des Kalten Krieges war die Fortsetzung des faschistischen Antikommunismus Gewohnheit – unter Verzicht auf offenen Antisemitismus.
Wer von „zwei deutschen Diktaturen“ spricht, relativiert die faschistische Judenvernichtung. Mit Folgen: In den Nachrichtensendungen von ARD und ZDF am 27. Januar kam das vom damals weltgrößten Chemie- und Pharmakonzern I. G. Farben, also BASF, Hoechst, Bayer und anderen, gebaute Lager Auschwitz-Monowitz nicht vor. Max Horkheimers Satz von 1939 aus „Die Juden in Europa“ bleibt daher aktuell: „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen.“ Auch vom Völkermord an den Juden.