Über den Nutzen von Datenschutz

Monopole disliken

Es geht zurzeit hoch her bei Facebooks Mutterkonzern „Meta“. Erst stürzte dessen Aktie ab und vernichtete in wenigen Stunden 240 Milliarden US-Dollar an Börsenwert, nachdem der Konzern verkündet hatte, wegen der strengen Datenschutzregeln in der EU den europäischen Markt zu verlassen. Dann setzte der Computerhersteller „Apple“ zum nächsten Schlag an und verschärfte seine Datenschutzregeln. Als wäre das nicht schlimm genug, verkündete Google seine Datenschutz­initiative namens „Sandbox“. Google hat selber Probleme mit dem Datenschutz, da sein Browser „Chrome“ keine Drittanbieter-Cookies blocken kann und dafür schon seit einiger Zeit nach einer marktkonformen Lösung sucht. Verlierer werden die Anbieter von Sozialen Netzwerken sein, wie eben Meta, die „Facebook“ und „Instagram“ betreiben. Kern ihres Geschäftes ist das sogenannte „Tracking“, das Sammeln und Verwerten der Daten ihrer User.

Wie alle heutigen Tech-Monopole war Facebook ein Pionier in seiner Sparte des Internets – Facebook bei den Sozialen Netzwerken, Amazon beim Internetversandhandel, Google bei Suchmaschinen. Eine Flut von Daten von Abermillionen Menschen wurden durch Algorithmen, Cookies und andere Kniffe aus dem Silicon Valley kontrollierbar und somit zur Ware und zur Triebfeder der Entwicklung des Internets im Kapitalismus. Alle Pioniere begannen als Monopol in ihrem Bereich und bedienten ab der ersten Stunde einen internationalen Markt. Für Konkurrenten, die dann auftauchten, war man dann schon stark genug, um sie plattzumachen oder aufzukaufen. Marktdominanz und Expansion war von Anfang an ihre Strategie. So wuchsen die Tech-Konzerne in den vergangenen beiden Jahrzehnten zu Monopolen unvorstellbarer Größe heran.

Meta hätte bei einem Ausstieg aus dem EU-Markt über 400 Millionen Facebook-Nutzer verloren. Die EU-Kommission versucht mit verhältnismäßig strengen Datenschutzauflagen, der überwältigenden Marktmacht der US-amerikanischen Tech-Giganten etwas entgegenzusetzen. Das ist kein antimonopolistischer Kampf, sondern eine Art Isolationspolitik, die sie betreibt, um eigenen Tech-Konzernen eine Chance zu geben. In die gleiche Furche schlagen jetzt Facebooks Konkurrenten. Das könnte man als Hinweis verstehen, welche Kraft im Schutz der Nutzerdaten liegt, wenn dieser nicht von Tech-Giganten, der EU-Kommission und anderen Imperialisten als Waffe gegen die Konkurrenz eingesetzt wird.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Monopole disliken", UZ vom 25. Februar 2022



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Herz.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit