Zum „Black Friday“

Monopoldämmerung

„Bist du dabei?“, „Jetzt aber schnell“ und „Das sind die 30 besten Angebote“ – so oder so ähnlich lauten die Schlagzeilen zum „Black Friday“, einer Konsumschlacht, die sich inzwischen über mehrere Wochen zieht und längst nicht mehr nur bei Amazon stattfindet.

Die Berichte zum „Verkaufsereignis“ folgen häufig dem gleichen Muster: Produkte werden vorgestellt – also beworben – und ordentlich Druck auf die Kundinnen und Kunden ausgeübt. Denn die guten „Deals“ sind natürlich schnell vergriffen und Weihnachten steht schließlich vor der Tür.

Es sei jedoch „eine gewisse Zurückhaltung zu spüren“ in diesem Jahr. Der HDE hätte nicht psychologisieren müssen, um der Ursache auf den Grund zu kommen. Die Kaufkraft der Mehrheit der Bevölkerung ist gesunken.

Das bedeutet für den Monopolisten Amazon, dass die Festtage genutzt werden müssen, um Marktanteile zu erhöhen und möglichst viel aus Kunden, Beschäftigten und Plattformhändlern herauszuholen. Letztere stöhnen zunehmend über steigende Kosten und Auflagen. Der US-Konzern nutzt seine Stellung konsequent aus und verdrängt nach und nach selbst diejenigen Händler vom Markt, die über die Amazon-Plattform ihre Produkte verkaufen.

Und die Beschäftigten? Sie sind nicht nur während der Verkaufsaktionen einem immensen Druck ausgesetzt. Amazon setzt seit langem digitale Arbeitsmittel ein, um die Arbeitsleistung ständig zu überwachen und zu bewerten. Die Arbeitsbelastung wird stetig erhöht, gewerkschaftliche Gegenwehr behindert.

Aber auch die Kunden kommen bei Amazon nicht gut weg. Mit Amazon Prime und Überwachungsgeräten wie Alexa versucht der Monopolist erfolgreich, Konsumverhalten zu steuern, indem er den Zugang auf seine Plattform kanalisiert. Das soll verhindern, dass der Kunde Preise vergleicht.

Bedroht wird dieses Geschäftsmodell – wie sollte es anders sein – aus China. Temu, Shein und Co. sind rasant gewachsen. In Deutschland soll ihr Marktanteil bereits bei 5 Prozent am Onlinehandel liegen. Der Erfolg kommt über den Preis, auf eine möglichst schnelle Lieferung wird verzichtet. Mit Amazon Haul will Amazon das Konzept der chinesischen Konkurrenz kopieren und den Verlust von Marktanteilen verhindern. Denn das System Amazon funktioniert auf Dauer nur, solange der Konzern Händlern, Kunden und Beschäftigten die Bedingungen diktieren kann.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Monopoldämmerung", UZ vom 29. November 2024



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Herz.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit