„Moderne“ Erinnerungskultur

Im KZ Kemna in Wuppertal sperrten die Nazis innerhalb von sieben Monaten zwischen 2.500 und 3.000 Menschen ein. Sie wurden unter katastrophalen Bedingungen zusammengepfercht. Folter war an der Tagesordnung. Studenten der Uni Wuppertal haben nun Vorschläge gemacht, um das Gedenken in Kemna auf den modernsten Stand zu bringen. Was das bedeuten soll, konnte der „WZ“ vom 16. Juni entnommen werden. Dort erklärten die Studierenden, dass man versuche, eine Einteilung in Opfer und Täter zu vermeiden. „Rund 80 Prozent der Häftlinge waren Kommunisten und damit auch Gegner der Weimarer Republik, also der Demokratie“, erläuterte die Seminarleiterin. Niemand habe eine „weiße Weste“, schrieb die „Westdeutsche Zeitung“ dazu. Das zugefügte Leid habe zwar keiner verdient, ergänzte eine Studentin, doch schließlich seien Täter zu Opfern geworden und umgekehrt. Geschichtsrevisionismus verbrämt als besonders „moderne“ Erinnerungskultur: Irgendwas werden die Kommunisten schon verbrochen haben, nur das mit der Folter hätte man lieber gelassen.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"„Moderne“ Erinnerungskultur", UZ vom 23. Juni 2023



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Stern.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit