Zur Rolle der Medien an der Heimatfront

Mobilmachung

Die Suche nach dem früheren RAF-Mitglied Daniela Klette und deren Verhaftung am 26. Februar weckten in den Bürgermedien antikommunistische Instinkte. So erzählte der Journalist Khesrau Behroz, der einen ARD-Podcast (Eigenwerbung: „Dabei geht es weniger um Hot Takes, sondern eher um Deep Dives“) produziert, am Sonnabend im „FAZ“-Interview, warum er sich im vergangenen Jahr auf die Suche nach Klette gemacht habe: „Wir haben Mitte letzten Jahres von einem Hörer eine Nachricht bekommen. Der hat gesagt, er habe auf einer Party in Köln eine Frau getroffen, die irgendwann behauptet habe, sie sei eine gesuchte RAF-Terroristin. Und dabei habe sie auf ein Fahndungsfoto gezeigt, wo offenbar Daniela Klette zu sehen gewesen sei. Und wir dachten, das ist ein sehr guter Anfang für einen Podcast.“

Für einen Party-Podcast völlig klar. Nach der Verhaftung Klettes lässt sich sagen: Was ist schon die Mobilmachung des „gesunden Volksempfindens“ zum Beispiel durch die seit 1967 ausgestrahlte ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ gegen einen „Deep Diver“, also „Tieftaucher“, der eine Linke jagt? Oder mit Karl Kraus: Was ist das Platzen einer Granate in einem Wohngebiet gegen die Texte, mit denen solche Leute Kriege herbeischreiben? In Zeiten, in denen der Bevölkerung täglich eingehämmert wird, dass sie endlich nach Krieg rufen soll, muss einer wie Behroz gewürdigt werden. Er hat sich um die Stabilisierung der Heimatfront verdient gemacht – auch wenn er der Polizei oder sonst wem die Vollstreckung überlassen musste oder wollte oder sollte. Zum Glück fand er aber „Bellingcat“, eine „private“ Ausgliederung irgendwelcher US-Geheimdienste. Diesem Verein habe, so Beh­roz, eine Mitarbeiterin ein Foto Klettes geschickt, dort sei es „durch eine Art Gesichtssuchmaschine gejagt“ worden. Nach weniger als einer halben Stunde sei man fündig geworden.

Orden und Kohle satt sollten dafür drin sein. Übertroffen wird Behroz aber jetzt schon vom „Tagesspiegel“-„Sicherheitsexperten“ Frank Jansen. Am Sonnabend teilte der Newsletter „Checkpoint“ der Zeitung mit: „Jansen geht davon aus, dass der vom Verfassungsschutz beobachtete Verein ‚Rote Hilfe‘ bei der Unterstützung der Terroristin eine Rolle gespielt haben könnte.“

Bevor der Staatsschutz kommt, haben die Behroz und Jansen schon veröffentlicht. Für die Mobilmachung.

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"Mobilmachung", UZ vom 8. März 2024



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