Zu „Sozialismus mit der Bourgeoisie – geht das?“, UZ vom 22. September

Mit oder ohne Bourgeoisie?

Robin Schmidt, Frankfurt am Main

Renkl schreibt: „Erst der Kapitalist entwickelt Größenordnungen, die den Einsatz moderner Technik nicht nur rentabel machen; er hat auch die Möglichkeit, diese Technik zu beschaffen. Was dem sozialistischen Staat von den kapitalistischen Staaten verwehrt wird, kann die Bourgeoisie von gleich zu gleich bei Klassenbrüdern im Ausland beschaffen.“ Warum sollte es nicht möglich sein, einen planwirtschaftlich organisierten Betrieb im Sozialismus aufzubauen, der eine genauso große Größenordnung erreicht wie ein Privatunternehmen? Kann die Kommunistische Partei Chinas denn kein von ihr kontrolliertes Scheinunternehmen gründen, das solche Einkäufe tätigt?

Renkl schreibt: „Sie muss darüber hinaus die Mittel rationell einsetzen, jedenfalls solange sie unter dem Druck der Konkurrenz steht. Und sie nimmt dem Staat einen Teil der Planungsaufgaben und der damit verbundenen Risiken ab.“ Ist es nicht eins der ältesten antikommunistischen Argumente, die Arbeiter könnten nicht rationell produzieren und Sozialismus sei nichts als Misswirtschaft? Gibt der Staat wirklich Planung an die Bourgeoisie ab oder gibt er nicht viel mehr die Planung auf und überlässt die Produktion der Anarchie des Marktes?

Renkl schreibt: „Mit dem ‚Einsatz‘ von Bourgeoisie, um den Sozialismus schneller aufzubauen, …“ – Wird der Sozialismus nicht durch die Abschaffung der Bourgeoisie aufgebaut? Oder ist für den Genossen Renkl Aufbau des Sozialismus ein Synonym für Produktivkraftentwicklung?

Renkl schreibt: „… dass die Bourgeoisie und das Proletariat als Einheit der Widersprüche miteinander verbunden sind, bis die Voraussetzungen geschaffen werden, dass weltweit ein solcher Stand bei der Entwicklung der Produktivkräfte erreicht wird, dass beide Klassen überflüssig werden.“ – Waren die Kommunisten in sozialistischen Staaten wie der Sowjetunion und der DDR also fehlgeleitet? Schließlich versuchten sie schon vor dem Sankt-Nimmerleins-Tag, die Bourgeoisie abzuschaffen.

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