Rede von Andrea Hornung, Bundesvorsitzende der SDAJ, auf dem Luxemburg-Liebknecht-Lenin-Treffen der DKP

Mit Liebknechts eiserner Entschlossenheit

Andrea Hornung

Weshalb das Wirken und die Analysen von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg heute wichtiger denn je sind, hat Andrea Hornung in ihrer Rede auf dem Jahresauftakt der DKP am 11. Januar 2025 in Berlin dargelegt. Wir dokumentieren die Rede der Bundesvorsitzenden der SDAJ geringfügig gekürzt:

„Liebknecht ist tot. – Offiziere, Feudale, Wucherer, (..) sie grölten seit Wochen, dass man ihn totschlagen müsse. (…) Und jetzt ist er tot. Sie haben ihn erschlagen. In der Nacht, erbärmlich, feig, sind sie über den einzelnen, Wehrlosen hergefallen und haben ihn mit Kolben niedergeschlagen, den Schwerverletzten erschossen und als ‚unbekannten Mann‘ ins Schauhaus eingeliefert. (…) Der Führer der Arbeiter ist tot.“

Liebe Genossinnen und Genossen,

vor 106 Jahren wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht von faschistischen Freikorps ermordet – im Interesse der Monopole und in Absprache mit der SPD-Führung. Wir wissen, wofür sie ermordet wurden: Weil sie konsequente Kriegsgegner waren, weil sie immer auf der Seite der Arbeiterklasse standen, weil sie für die Novemberrevolution kämpften. Sie wurden ermordet, weil sie Kommunisten waren.

Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht standen immer eng an der Seite der Arbeiterjugend. Karl Liebknecht hielt sein Referat „Militarismus und Antimilitarismus“ auf dem Internationalen Sozialistischen Jugendkongress 1907. Für dieses Referat wurde er zu eineinhalb Jahren Festungshaft verurteilt – und aus dem können wir heute noch lernen, oder gerade heute: In Palästina schreitet der Völkermord mit Unterstützung der Bundesregierung weiter voran. Deutschland ist der zweitgrößte Waffenlieferant Israels. Und auch wir hier in Deutschland sollen wieder kriegstüchtig gemacht werden, kriegstüchtig für einen großen Krieg gegen Russland und China. Wir, das heißt: Krankenhäuser, Schulen, die gesamte Gesellschaft. Alles soll dem Krieg im Interesse der Monopole untergeordnet werden. Zahlreiche Bundeswehr-Kommandeure fordern die Einstimmung der Bevölkerung auf einen großen Krieg. Denn im Kriegsfall an der Ostfront – also im Krieg gegen Russland – sei, so ein Bundeswehr-Kommandeur, „konservativ mit 1.000 Verwundeten pro Tag“ zu rechnen. Dann müsse man auch in zivilen Krankenhäusern den „schwer verwundeten Soldaten zuerst“ behandeln, den „Blinddarm-Patient später“. Bunker sollen reaktiviert werden, Zivilklauseln verboten, die Bundeswehr an Schulen präsenter werden. Auf TikTok wirbt die Bundeswehr mit dem „Abenteuer“ Krieg. Mittelstreckenraketen sollen in Deutschland stationiert werden. Damit ausreichend Kanonenfutter vorhanden ist, soll die Wehrpflicht wieder eingeführt werden.

Das können und wollen wir nicht hinnehmen! Deshalb haben wir in unserer Kampagne „Eure Kriege – ohne uns“ Bundeswehrstöraktionen in mehr als 30 Städten durchgeführt. Zur Bundestagswahl schließen wir uns als SDAJ eurer Orientierung an. Wir wollen gemeinsam mit euch Unterschriften für den Berliner Appell und gegen die Wehrpflicht sammeln und uns dazu vor Ort zusammensetzen, gemeinsam Zielzahlen diskutieren und Aktivitäten planen. Kommt damit sehr gern auf unsere Gruppen vor Ort zu! Damit wollen wir in Diskussionen mit unserem Umfeld kommen, wollen die Sammlung nutzen, um Aktivitäten gegen den Krieg zu entfalten. Deshalb ist es ein Erfolg, dass im Februar die Konferenz „GegenWEHR gegen die Militarisierung an Schulen“ unter Beteiligung der LandesschülerInnenvertretung NRW und junger GEW NRW stattfindet. Liebe Genossinnen und Genossen, lasst uns in den nächsten Wochen und Monaten gemeinsam klar und deutlich sagen: Nein zur Wehrpflicht! Nein zur Stationierung von Mittelstreckenraketen! Nein zur Hochrüstung und nein zum Krieg!

In seinem Referat „Antimilitarismus und Militarismus“ stellte Liebknecht auch klar: Der Militarismus nach außen ist aufs engste verbunden mit dem Militarismus nach innen. Militarismus hat auch „die Aufgabe des Schutzes der herrschenden Gesellschaftsordnung, einer Stütze des Kapitalismus und aller Reaktion gegenüber dem Befreiungskampf der Arbeiterklasse.“ Das deutsche Monopolkapital braucht Ruhe an der Heimatfront. Deshalb erleben wir so massiven Demokratieabbau, deshalb wird über Einschränkungen des Streikrechts diskutiert, und deshalb hat die „junge Welt“ so große Probleme mit den Räumlichkeiten für die Rosa-Luxemburg-Konferenz. Deshalb bekommen wir für unser Festival der Jugend den Jugendpark in Köln nicht mehr. Das Festival der Jugend wird vermutlich in Bottrop stattfinden – vermutlich, da der Vertrag leider noch nicht unterzeichnet ist. Aber egal, wo es stattfindet: Wir wollen euch ganz herzlich einladen, zum Festival der Jugend zu kommen, euch einzubringen mit eurer Erfahrung in der Organisation solcher Veranstaltungen, aber natürlich auch mit einem eigenen DKP-Bereich, mit inhaltlichem Programm! (…)

Liebe Genossinnen und Genossen,

wir erleben gerade massive Angriffe auf die Arbeiterklasse. Noch nie waren so viele Jugendliche ohne Berufsabschluss wie heute. Regelmäßige Überstunden gehören für ein Drittel der Auszubildenden zum Arbeitsalltag. Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall steht unter Beschuss. Bei VW, Thyssen, Continental sollen zehntausende Stellen abgebaut werden. Einzelne private Unternehmen entscheiden über die Zukunft zehntausender Menschen und deren Familien. Für Jugendliche bedeutet das: Noch weniger Ausbildungsplätze, noch weniger Perspektive auf einen Job, geschweige denn einen unbefristeten Job – obwohl wir in kürzerer Zeit immer mehr produzieren. Das ist der Widersinn der kapitalistischen Produktionsweise: Die höhere Produktivität wird nicht in unserem Sinn eingesetzt, führt nicht zu einem entspannteren Leben, sondern im Gegenteil zu Arbeitslosigkeit und mehr Konkurrenzdruck. Sozialverträglichen Stellenabbau gibt es nicht. Unsere Antwort kann nur der konsequente Kampf gegen Stellenabbau sein, der Kampf um Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich! Und deshalb freuen wir uns sehr, dass wir unseren Austausch zu Betrieb und Gewerkschaft in letzter Zeit so intensivieren konnten – ob bei gemeinsamen Beratungen in Frankfurt am Main, Kiel oder Essen, beim bundesweiten Betriebsaktiventreffen oder durch direkten Austausch mit der BuG-Kommission. Ihr habt mal wieder bewiesen: Wir können viel von euren Erfahrungen lernen. Also lasst uns gemeinsam herausgehen zu kämpferischen Tarifrunden im Öffentlichen Dienst und bei der Deutschen Bahn!

Liebknecht enthüllte das Wesen des Militarismus als Bestandteil der kapitalistischen Ausbeuterordnung. Der Kapitalismus, der Imperialismus kann nicht ohne Krieg. Das deutsche Monopolkapital, die Bundesregierung, sie sind nicht einfach dumm oder inkompetent. Nein, es sind die Widersprüche des Kapitalismus, die zum Krieg drängen: Deutschland und die NATO-Staaten wollen die eigenen Einflussgebiete nicht verlieren, ja, sie erweitern – und dafür rüsten sie zum Krieg gegen Russland und China. Stellenstreichungen, Kriegstüchtigkeit und Umweltzerstörung, sie alle haben eine gemeinsame Ursache, sie alle sind Ergebnis des kapitalistischen Systems in seinem imperialistischen Stadium. Wir wissen, dass wir dagegen nur gemeinsam mit euch an unserer Seite, mit der Deutschen Kommunistischen Partei, erfolgreich kämpfen können. Dementsprechend haben wir in unserem im letzten März neu beschlossenem Zukunftspapier festgehalten, dass die DKP die Partei an unserer Seite ist, dass uns die gemeinsame Weltanschauung und das gemeinsame Ziel verbindet – den Imperialismus überwinden, den Sozialismus erkämpfen!

Liebe Genossinnen und Genossen,

wir haben viel vor. Wir haben viel vor, wir müssen viele Niederlagen einstecken, und ja, wir haben viele Schwächen. Als SDAJ organisieren wir zu wenige Schüler, wir kommen zu selten in tatsächliche Kämpfe und Auseinandersetzungen, in denen wir am besten Bewusstsein schaffen können. Aber wir können auch feststellen: Es gibt mehr Jugendliche, die sich in der SDAJ organisieren wollen. Wir haben die Zahl unserer Gruppen in den letzten fünf Jahren von 30 auf 55 steigern können – viele neue Gruppen wurden in Ostdeutschland gegründet –, und wir haben auch unsere bundesweiten Schulungen verdoppelt. Wir führen einzelne Kämpfe und Auseinandersetzungen – erfolgreiche wie gegen die Kürzungen bei der Jugendarbeit in Göttingen und zumindest bislang nicht erfolgreiche wie um bundeswehrfreie Schulen.

In den kommenden Kämpfen dienen uns Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht als Vorbild. Sie gründeten die KPD und machten klar: Nicht die Spaltung, nicht der Nationalchauvinismus, nein, die Organisation in den revolutionären Organisationen unserer Klasse, der gemeinsame Kampf von revolutionärem Jugendverband und Kommunistischer Partei, der gemeinsame Kampf gegen den Imperialismus, der Sozialismus ist unsere einzige Perspektive!

Das Zitat eingangs stammte aus einer Ausgabe der „Jungen Garde“ von 1919, der späteren Zeitung des Kommunistischen Jugendverbands Deutschlands. Der Beitrag bleibt nicht beim Tod Liebknechts stehen. Es heißt weiter: „Liebknecht ist tot! – Kann er denn sterben? – Unmöglich! – Er muss ja leben, er muss wiedererstehen in tausend neuen Kämpfern.“ Der Beitrag macht deutlich, dass aus dieser Niederlage ein Sieg werden muss. Sieg im Sinne der Vergrößerung der Bewegung, der Vertiefung des Bewusstseins, der Erhöhung der Schlagkraft der Arbeiterbewegung – das meint „wiedererstehen“, das meint „Liebknecht kann nicht sterben“. Und der Beitrag sagt jedem von uns, was wir zu tun haben: „Willst du (Liebknecht) ehren? Gehe seinen Weg mit derselben eisernen Entschlossenheit, mit derselben siegessicheren Kühnheit.“

Das wollen wir tun – an eurer Seite als DKP –, und damit auch herzliche Grüße und auf ein erfolgreiches Jahr im Namen der SDAJ!

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