Liu Yumeng wirbt deutlich für eine stärkere Zusammenarbeit von China und der BRD. Sie sollen sich „zusammentun und gemeinsam Hoffnung in eine verwirrte Welt bringen“, ihre Zusammenarbeit könne „für beide Seiten und für die Welt nur von Vorteil sein“. Aus dem Zusammenhang lässt sich schließen, dass mit dem von Marxisten selten zur Beschreibung politischer Entwicklungen genutzten Begriff „verwirrt“ die zunehmende Krisenhaftigkeit und der dem Imperialismus immanente Drang zum Krieg gemeint sind. Dass China dabei bisher eine vermittelnde Rolle einnimmt, stimmt. Eine wie sich in Lius Artikel abzeichnende Haltung zu Israels Krieg gegen Palästina, laut der beide – gleichberechtigten? – Seiten einfach wieder zum Verhandlungstisch zurückkehren müssen, ohne ein Ende der jahrzehntelangen Besatzungspolitik und des stattfindenden Völkermords Israels zu fordern, wird diese Rolle in Zukunft aber erschweren.
Wollen wir außerdem wirklich darauf setzen, dass die BRD, die – wie jegliche Autoren der UZ sonst richtig feststellen – mit ihrer Überproduktion, dem Generieren von Extraprofiten und ihrem Säbelrasseln gegen Russland und China ausgerechnet eine Kraft sein wird, mit der Kriege und Krisen eingedämmt werden können? Wollen wir wirklich darauf setzen, dass die BRD irgend etwas zum Vorteil für Partner und „die Welt“ tut, wo sie doch in jeglicher Hinsicht in ihren außenpolitischen Beziehungen laviert, wie die Autorin wenn auch mit dem Unterton der Überraschung richtig feststellt? Was in der Analyse in meinen Augen deutlich fehlt, ist die Klassenfrage. Oder meint die Autorin etwa, die proletarischen und Friedenskräfte in Deutschland müssen gestärkt werden? Das lässt sich so aber nicht aus dem Artikel schließen.