Am 1. Dezember fand in der Lutherkirche in Stuttgart-Bad Cannstatt ein Militär-Advents-Konzert statt, das den Ort des Friedens mit Weihnachtsklängen des „Heeresmusikkorps Ulm“ entweihte. Daher hatten verschiedene Bündnisse zu einer antimilitaristischen Kundgebung aufgerufen, unter anderem die Ökumenische Aktion Ohne Rüstung leben (ORL), das Offene Treffen gegen Krieg und Militarisierung Stuttgart (OTKM), die Partei „Die Linke“ und nicht zuletzt die DKP.
Die für Pfarrer Ulrich Dreesmann völlig unverständliche Verknüpfung der weihnachtlichen Klänge von als Zivilisten kostümierten Soldaten mit dem „Werben für‘s Sterben“ wurde durch Ansprachen, Perkussionsklängen der Kapelle „Lokomotive“ und einem anschließenden Gegenkonzert aus Trillerpfeifen verdeutlicht.
Im Verlauf der Aktion warfen Aktivisten zwei lebensgroße Puppen als symbolische Kriegsopfer vor die Kirchentür, die gleichzeitig den eintretenden Konzertbesuchern als Stolperfallen nicht in ihrer Aussagekraft entgehen konnten.Vor dem Tourbus der Militäradventsengel versammelten sich Söldner verschiedener Dienstgrade. Die Zuhörer meist älterer Bauart, die aus Nostalgie oder Geschichtsvergessenheit dem absurden Spektakel beiwohnen wollten, wiesen die angebotenen Flugblätter der Aktivisten mürrisch ab. Die christliche Botschaft scheint auch mit Patronengürtel von größerer Überzeugungskraft zu sein. Kurz vor Beginn des Konzerts wies ein Polizist die Demonstranten an, sich vom Kircheneingang auf die andere Straßenseite zu begeben, wo nach offizieller Abmachung der Ort der Kundgebung stattzufinden hatte, um die von dem Protest gemeinten Militärs und deren beifällige Zuhörer nicht zu pikieren. Dass süße Klänge zur Weihnachtszeit die Perversion aller Kriegseinsätze, die Bombardierungen von Zivilisten, Krankenhäusern und Kindergärten in Zuckerguss zu hüllen suchen, darf nicht unbeantwortet bleiben. Mit solchem Schlacht-Benefiz wird die Bevölkerung behutsam an die wieder aufkommende Allgegenwärtigkeit des Kriegszustandes als Grundatmosphäre gewöhnt. Die „Brücke zwischen Bundeswehr und Bevölkerung“ führt in die Massengräber.