9 Jahre nach der Oktober-Revolution ist auf der Microsoft Partnerkonferenz Deutschland in Bremen wieder von Revolution die Rede. Von der Digitalen Revolution. Zwei Tage lang schwört das US-Unternehmen 1 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer seiner Deutschen Partnerunternehmen auf das ein, was als IoT (Internet of Things), I4.0 (Industrie 4.0) und Cloud-Computing bezeichnet wird. Diese Schlagworte stehen für eine gewaltige Welle der Automatisierung in allen Wirtschaftszweigen und Lebensbereichen. Sie wird nicht nur Veränderungen in den Betrieben bewirken, sondern, sondern auch das Zusammenleben der Menschen tiefgreifend ändern. Vieles ist schon in vollem Gange. Es geht bei dieser Konferenz nicht mehr um den Verkauf von Betriebssystemen für PCs oder von Geräten wie Smartphones und Laptops. Es geht um mehr, nämlich um neue Geschäftsmodelle auf Basis von Daten, die über unterschiedliche Wege massenhaft über Betriebe und Menschen erfasst werden.
„Daten, sind das neue Öl der Wirtschaft und eröffnen für alle, die mitmachen, in den kommenden Jahren ein Geschäftsvolumen in Billionenhöhe. Man muss auf diesen Daten mit neuen Ideen nur ein Geschäft aufbauen“ jubelt Sabine Bendiek, Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland. Sie ruft die Partnerunternehmen auf „Arbeitsprozesse in der Wirtschaft zu optimieren, neue Produkte und vor allem innovative Dienstleistungen in den Markt zu tragen.“ Damit dies gelingt müssten „Mitarbeiter befähigt werden“ den digitalen Wandel umzusetzen. Dies erfordere von denen, die diese digitale Transformation vorantreiben, einfach Mut, Flexibilität und neue Formen der Arbeit. In der neuen Firmenzentrale von Microsoft in München-Schwabing wird dies schon praktiziert. Auf 26.000 qm wurde ein „smart Workspace“ erstellt. Schreibtische gibt es in Regel nicht mehr.
Dafür aber „Converse Spaces“, in denen man in lichtdurchfluteten Räumen und bequemen Stühlen, den Laptop auf den Knien, arbeitet. Die Kommunikation läuft selbstverständlich über die Cloud. Gemeint sind riesige Datenspeicher im Internet. Dort liegen nämlich die Daten, die das neue Öl des Business sind.
Die „Deutsche Cloud“
An einigen Vorbehalten der Bevölkerung und der Unternehmen gegenüber dieser neuen Welt kommt aber selbst Microsoft nicht vorbei. Die Weigerung des mittelständischen Maschinenbaus, des Gesundheitswesens sowie der öffentlichen Unternehmen ihre Daten in den Rechnerfarmen unter Kontrolle von US-Geheimdiensten abzuspeichern, ist groß. Microsoft hat deshalb auf dieser Konferenz die „Deutsche Cloud“ vorgestellt. Die Rechnerfarmen stehen jetzt in Magdeburg und Frankfurt. Dort wird garantiert, dass deutsches Recht zu 100% eingehalten wird. Um die Beruhigungswirkung noch zu verstärken, wacht ein ‚Datentreuhänder‘ über die gespeicherten Daten. Dieser vertrauenswürdige Partner ist T-Systems, einer der IT-Riesen in Deutschland. „Technisch ist die Deutsche Cloud nichts anderes als die normale Cloud“ gibt ein Sprecher in einem Nebenvortrag der Konferenz zu. Es geht darum „typisch deutsche emotionale Vorbehalte zu überwinden“.
IT in allen Lebensbereichen
Die Cloud ist Voraussetzung für die Veränderungen, die IT-Technologien in alle Lebensbereiche tragen und die nach Überzeugung von Microsoft nicht aufzuhalten sind. Drei Bereiche stehen bei der Konferenz im Mittelpunkt. Das Gesundheitswesen ist der erste. Zusammen mit SIEMENS schwärmt Microsoft davon, wie durch die Zusammenführung von Daten von Tausenden von Tomographiegeräten und anderen Diagnosemaschinen, Krankheiten besser erkannt und therapiert werden können. „Intelligente, selbstlernende Algorithmen können bessere Diagnosen stellen als einzelne Ärzte“ erklären sie voll Begeisterung. Der zweite Bereich an der Goldader ist das, was man „Streaming-Industrie“ nennt. Gemeint ist die Verbreitung von Filmen, Videos, Musik und Texten bzw. Nachrichten über das Internet. Der dritte Bereich schließlich ist „Gaming“ (Computerspiele). Wem jetzt Brot und Spiele einfällt, liegt nicht ganz falsch. Man sollte dabei beachten, was für Spiele da in den Markt geworfen werden und wie solche Spiele zur Militarisierung oder zum individuellen egoistischen Überlebenskampf erziehen.
Antworten von Kommunisten sind gefragt
Was dies alles für die Menschen in den Fabrikhallen und Büros bedeutet, darüber ist auf diesem Kongress nichts zu erfahren. Der Begriff Arbeitsplatz-Verlust taucht nicht auf. Dies darf man von einem Unternehmen wie Microsoft wohl auch nicht erwarten. Antworten auf die Frage, was zu tun ist, damit die arbeitende Bevölkerung nicht in Perspektivlosigkeit und Armut gestürzt wird, müssen die Gewerkschaften geben und wir die Kommunistinnen und Kommunisten. Es ist nicht die Technik die uns bedroht, sondern diejenigen, die diese Technik nutzen, um ihre Profite noch mehr zu steigern und ihre Macht auszudehnen.