Der Bundesliga-Spieltag

Merkwürdig

Von Karl Rehnagel

Gerne hätte ich an dieser Stelle von Schmetterlingen im Bauch und purpurnen Einhörnern im schwarz-gelben Tutu im Kopf erzählt, aber die UZ lügt nicht, niemals, und deshalb kann ich nur berichten, dass die schöne Frau M. mich zwar explizit zum Spiel anforderte und sogar den Platz neben sich freihielt, erstmalig, allerdings nur, um danach kein Wort mehr mit mir zu wechseln. Merkwürdig.

Merkwürdig auch, dass am Montag fast alle Zeitungen von einem hervorragenden Spiel des BVB schrieben. Ich hatte möglicherweise ein anderes gesehen, vielleicht aus dem Archiv des Grauens. In meinem Spiel sah ich 70 Minuten übles Rumgeschiebe, quer, quer, quer, nach hinten und nochmal quer und 20 Minuten halbwegs ansehnlichen Angriffsfußball. Dass der gegnerische Torwart einfach zu gut war, wie auch zu lesen war, halte ich ebenfalls für Quatsch. Wenn man so oft alleine vor dem Torhüter steht und die Kugel einfach nicht reinmacht, ist das eben auch Unvermögen. Das Tor ist satte 7,32 m mal 2,44 m und kein Torhüter der Welt ist so groß, dass da nicht noch Platz für den verdammten Ball wäre.

Merkwürdig auch, was derzeit in Frankfurt geht bzw. eben nicht. 1:4 gegen Bayern klingt nach einer ganz normalen Packung. Aber Bayern spielte mit einer halben Amateurtruppe. Seit klar ist, dass Trainer Kovac von Frankfurt nach Bayern wechselt, scheint die Eintracht zu einer Zwietracht geworden zu sein. Sehr peinliche Vorstellung. Köln verkackt es in Freiburg und steigt ab, mein einziger richtiger Tipp übrigens, während der HSV einfach das Dinosterben verweigert. Okay, gegen die komplett seelenlose Werksmannschaft der Wolfsburger kann man natürlich auch mal gewinnen. Leverkusen und Leipzig verlieren, was mich beides freut, nur Hoffenheim tut so, als wollten sie nächstes Jahr international mitspielen.

Merkwürdig auch was daraus resultiert. Nämlich dasss Dortmund trotz eines Unentschieden und eher zwei verlorenen Punkten einen Platz in der Championsleage fast schon sicher hat. Manchmal muss man eben einfach auch mal Glück haben.

Auf selbiges hoffe ich auf dem einsamen Heimweg. Und denke an Art van Rheyn: „Wenn es zum Siegen nicht reicht, spielen wir gern den unwiderstehlichen Verlierer.“ Genau mein Ding.

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"Merkwürdig", UZ vom 4. Mai 2018



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