Unterbezahlte Feuerwehr und Gefängnisinsassen bekämpfen Brände in Los Angeles – Milliardäre bunkern Wasser

Menschengemachte Hölle

Cameron Harrison, People’s World

Bei den Bränden in Los Angeles County im US-Bundesstaat Kalifornien kommt es zu apokalyptischen Szenen: Tausende Hektar Land sind bisher verbrannt und über tausend Gebäude zerstört worden – darunter Schulen, Bibliotheken, Wohnhäuser, Lebensmittelgeschäfte –, mindestens 24 Menschen kamen bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe von UZ ums Leben.

Hunderte Feuerwehrleute, Gefängnisinsassen und Freiwillige sind im Einsatz, um die Ausbreitung zu stoppen. Orkanartige Winde, die Glutnester aufwirbeln, und ein ungewöhnlich trockener Winter machen ihnen dabei zu schaffen. Die Regenfälle, die normalerweise die Brandsaison beenden, verzögern sich, was dazu führt, dass die Feuer bis in die Wintermonate hinein brennen. Mehr als 450.000 Einwohner sind ohne Strom.

Die jüngsten verheerenden Brände in der Gegend von Los Angeles zeigen, wie der Kapitalismus die Menschen und unsere Umwelt im Dienste der Profitmaximierung über die Klinge springen lässt. Das Privateigentum an einer wichtigen öffentlichen Ressource, dem Wasser, zeigt, wie der privaten Akkumulation Vorrang vor den menschlichen Bedürfnissen eingeräumt wird, selbst in Krisenzeiten. Anstatt eine ausreichende Versorgung zum Wohle der Allgemeinheit zu gewährleisten, bestimmt das Profitmotiv alles. Das Ergebnis ist eine Katastrophe für die arbeitenden Menschen und die Allgemeinheit.

Während der kalifornischen Brände liefen etwa 20 Prozent der Hydranten trocken und es gab kaum noch Zugang zu Wasser. Es gab einfach nicht genug Überschuss in der Wasserversorgung, um das Ausmaß der Katastrophe zu bewältigen.

Einem Milliardärspaar, Stewart und Lynda Resnick, gehört ein großer Teil der kalifornischen Wasserversorgung – die in erster Linie von der Allgemeinheit bezahlt wurde. Die Resnicks sind die größten Farmbesitzer in Kalifornien. Sie besitzen 130.000 Hektar Ackerland und fast die Hälfte der US-Amerikaner kauft mindestens eines ihrer Produkte. Mit einem Nettovermögen von mindestens 8 Milliarden US-Dollar scheffeln die Resnicks riesige Geldsummen, während die Wasserpreise in Kalifornien in die Höhe schnellen. Ihr Megakonzern „Wonderful“ kontrolliert satte 57 Prozent der Kern Water Bank, des wertvollsten und größten unterirdischen Wasserspeichers der Region, die für die Versorgung der USA mit frischen Lebensmitteln seine wichtige Rolle spielt.

Im Falle von Dürren oder Bränden, die beide durch den Klimawandel zunehmen, bedeutet der private Besitz an Ressourcen, die eigentlich in öffentlicher Hand liegen sollten – wie zum Beispiel Frischwasser – mit Sicherheit eine weitere Katastrophe. Anstatt das Wasser angemessen zu verteilen, räumt der Kapitalismus dem Besitz und der Anhäufung von Wasservorräten für den privaten Profit Priorität ein.

Auch wenn die Gesamtauswirkungen der privatisierten Wasserversorgung auf die Brände in Los Angeles County noch nicht bekannt sind, so steht doch fest, dass das Profitmotiv und die Privatisierung der ehemals öffentlichen Wasserversorgung in Kalifornien der Sache keineswegs zuträglich sind. Aber fehlendes Wasser ist nicht das einzige Problem.

Im Juni letzten Jahres verabschiedete die Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, einen Haushaltsplan, der die Mittel für die Feuerwehr erheblich, um 17,5 Millionen US-Dollar, reduzierte. Dabei handelte es sich um die zweitgrößte Kürzung im Haushalt der Stadt. Gleichzeitig erhielt die Polizei von Los Angeles eine beträchtliche Mittelaufstockung von fast 126 Millionen US-Dollar.

Die Leiterin der Feuerwehr von Los Angeles, Kristin Crowley, sagte, dass die Kürzungen des Betriebsbudgets „die Fähigkeit der Feuerwehr beeinträchtigt haben, Kernaufgaben wie Technologie und Kommunikationsinfrastruktur, Gehaltsabrechnung, Ausbildung, Brandverhütung und kommunale Bildung aufrechtzuerhalten“.

Zudem sind Tausende von Feuerwehrleuten auf Bundesebene ständig von Lohnkürzungen um 20.000 US-Dollar bedroht. Die Feuerwehrleute auf Bundesebene hatten jahrelang für eine dauerhafte Lohnerhöhung für einen Job gekämpft, bei dem einige nur 15 Dollar pro Stunde für eine oft gefährliche, aber wichtige Arbeit verdienen. Im Rahmen des Infrastrukturgesetzes der Biden-Regierung erhielten 11.200 Bundesfeuerwehrleute im Jahr 2021 eine Lohnerhöhung von entweder 20.000 US-Dollar oder 50 Prozent ihres Grundgehalts. Aufgrund der Lobbyarbeit von Unternehmen und der Obstruktion durch die Republikaner wurde die Gehaltserhöhung vom Kongress jedoch nicht dauerhaft eingeführt. Sie muss immer wieder verlängert werden und kann damit jederzeit wegfallen. „Wir werden alle verlieren, wenn der Kongress die Erhöhungen nicht dauerhaft macht und die Löhne der Feuerwehrleute um 20.000 Dollar sinken“, sagte Steve Gutierrez, ein Feuerwehrmann mit 15 Jahren Berufserfahrung und Gewerkschaftsvertreter der National Federation of Federal Employees. „Diese Leute verdienen einen existenzsichernden Lohn. Die Zukunft wird ein harter Weg sein.“

Aber es geht noch schlimmer: Fast 400 Gefängnisinsassen wurden von der kalifornischen Strafvollzugsbehörde eingesetzt, um die anhaltenden Brände einzudämmen.

Seit dem Zweiten Weltkrieg können Häftlinge in Kalifornien an einem Conservation Camp Program teilnehmen, bei dem sie in so genannten „Fire Camps“ leben und von Mitarbeitern des California Department of Forestry and Fire Protection (CAL FIRE) betreut werden. Durch das Programm spart CAL FIRE rund 80 Millionen Dollar pro Jahr.

Zu Beginn müssen die Gefangenen Sicherheitskriterien erfüllen und an einem zweiwöchigen Training teilnehmen. Sie erhalten einen Tageslohn von 5 bis 10 Dollar, je nach Tarif, und können bei der Brandbekämpfung mehr verdienen. Sie machen etwa ein Drittel der Feuerwehrleute in Kalifornien aus.

Warum die Gefängnisinsassen trotz aller drohenden Gefahr so scharf darauf sind, dem Programm beizutreten, erläutert der ehemalige Feuerwehrmann und Gewerkschafter Matthew Hahn.

„An den Einwänden gegen die Brandbekämpfung durch Häftlinge ist etwas Wahres dran“, schrieb er in einem Meinungsartikel. Die Entsendung von Häftlingen zur Brandbekämpfung sei missbräuchlich. Aber „Tatsache ist, dass die Bedingungen in den kalifornischen Gefängnissen so schrecklich sind, dass die Bekämpfung von Waldbränden eine rationale Alternative darstellt“.

In den letzten Jahren sind mindestens vier als Feuerwehrleute eingesetzte Gefangene in Kalifornien bei der Ausübung ihrer Pflicht ums Leben gekommen. Die Arbeit ist in jedem Fall gefährlich, und die schlechte Ausbildung und das Fehlen guter Löhne und Arbeitsbedingungen machen sie noch schwieriger.

Bei den inhaftierten Feuerwehrleuten ist die Wahrscheinlichkeit, verletzt zu werden, viermal höher als bei anderen Feuerwehrleuten, und die Wahrscheinlichkeit, Schädigungen durch Einatmen von Rauch zu erleiden, ist achtmal höher. Bei Verletzungen erhalten sie nicht die üblichen Entschädigungen, so dass viele von ihnen lebenslang unter gesundheitlichen Problemen und Komplikationen als Folge der Brandbekämpfung erleiden.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Gefängnisinsassen, die als Feuerwehrleute arbeiten, nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis keine Zulassung als Rettungssanitäter erhalten, die aber von den meisten kalifornischen Feuerwehren als Einstellungsvoraussetzung verlangt wird. Dies gilt selbst dann, wenn sie mindestens eine Woche Unterricht, eine Woche Feldtraining und vier Stunden Fortbildung pro Woche im Rahmen des Conservation Camp Program absolviert haben.

Übersetzt, gekürzt und redaktionell bearbeitet von Melina Deymann

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Menschengemachte Hölle", UZ vom 17. Januar 2025



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Schlüssel.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit