Dass Diether Dehm in seiner Analyse der Partei „Die Linke“ den erfolgreichen Jean-Luc Mélenchon für Sahra Wagenknechts Politik vereinnahmt, beruht wohl auf der Hoffnung, dass UZ-Leserinnen und -Leser sein Programm nicht kennen. (…) Wer Mélenchons Programm liest, wird feststellen, dass er sich nicht auf „Reallohnsteigerungen, Abrüstung und mehr Sozialstaat“ beschränkt, sondern sich auch prominent mit anderen Themen befasst hat, die „die kleinen Leute“ (und auch mittlere) etwas angehen. So soll es ja auch Arme geben, die von der Klimakrise betroffen sind, die als Frauen diskriminiert werden oder als Migrantinnen und Migranten und Flüchtlinge unter Rassismus leiden.
Mich hat Mélenchon schon 2017 bei einer Massenkundgebung in Marseille erstaunt, als er in seiner Rede auch gegen Massentierhaltung und die ungesunde Nahrung gewettert hat, die uns die Lebensmittelindustrie vorsetzt. Obwohl manche Forderungen (etwa nach Bio-Kost in allen Kantinen) selbst hiesigen Grünen zu weit gehen und die Sprache des Programms gegendert ist, hat Mélenchon 25 Prozent bei den Arbeiterinnen und Arbeitern, 29 Prozent bei den Geringverdienenden geholt. Mélenchons Bewegung „La France insoumise“ speist sich nicht nur aus dem Spektrum der Arbeiterbewegung, sondern auch aus dem linken Flügel der Grünen. Anders ist nicht zu erklären, dass bei der Präsidentschaftswahl jeweils ein Drittel der grünen und sozialdemokratischen Anhängerinnen und Anhänger ihn gewählt haben, und danach ein Bündnis mit Grünen, PCF und der Sozialdemokratie (PS) möglich wurde.