Dass Kurt Tucholsky ein Meister der Sprache war, ist unbestritten. Tucholsky war sich der erzieherischen, gesellschaftlichen und insbesondere der politischen Wirkung gezielt eingesetzter Sprache, der Wortwahl und der zugespitzten Formulierung sehr bewusst. In seiner berühmten Glosse „Mir fehlt ein Wort“ gab er sich und anderen den Leitspruch: „Sprache ist eine Waffe. Haltet sie scharf.“
Kurt Tucholsky war klar, dass Staaten und deren Behörden, die sich einer, wenn auch nur geringen, Loyalität ihrer Bevölkerung nicht sicher sind, vor der Wirkung von Sprache Angst haben können. Die staatlichen Mittel der Zensur, der Einschränkung der Pressefreiheit, die ständigen Angriffe der „genehmen“ Medien gegen die „Nestbeschmutzer“ hat Tucholsky von Beginn seiner journalistischen und literarischen Tätigkeit an erlebt und erlitten.
Tucholsky war noch als Soldat im 1. Weltkrieg, „ich habe mich dreieinhalb Jahre im Kriege gedrückt, wo ich nur konnte“, aber er kehrte zurück als Antimilitarist und Pazifist. Sein früheres Schreiben wandelte sich, er wurde ein bissiger Satiriker und Polemiker. Und er nutzte das Format des Feuilletons in Zeitungen und Zeitschriften, der – frei nach Karl Kraus – seine Locken nicht auf Glatzen drehte.
Im Mai 1932 erschien sein letzter großer politischer Artikel in der „Weltbühne“. Am 19. Mai 1933, dem Tag der Bücherverbrennung in Deutschland, landeten auch Tucholskys Bücher im Feuer, wenig später wurde ihr Autor ausgebürgert, sein Vermögen beschlagnahmt, seine Verträge gelöst.
Sein Gedicht „Augen in der Großstadt“ von 1932 zeigt deutlich, wie er unter den Verhältnissen gelitten hat, wie schwer sich der „Clown“ damit tat, auch nur geringe Hoffnung zu suchen und zu finden.