Vom 28. November bis 4. Dezember

Meine progressive Woche

Von Adi Reiher

Mittwoch

„Geld und Soldaten“ verspricht Frau Merkel Herrn Ghani, dem Präsidenten Afghanistans, heute in Berlin. Da weht der Mantel der Geschichte, wie einst bei Merkels Mentor Kohl. In Rom strecken sich zwei Männer ob des Versprechens der Kanzlerin wohlig in ihren Gräbern. Der eine ist Lucius Cassius Dio Cocceianus, römischer Senator und Geschichtsschreiber des 3. Jahrhunderts. Er schrieb dem anderen, nämlich Gaius Julius Cäsar, „Geld und Soldaten“ als „Glaubensbekenntnis“ zu.

Ich weiß nicht, woran Frau Merkel als Pfarrerstochter so alles glaubt. Ich glaube an Marxens Weisheit, dass die Tragödien der Geschichte sich als Farce wiederholen. Frau Merkel sollte während der Iden des nächsten März verstärkt darauf achten, ob Wolfgang Schäuble („you can say Brutusch to me“) den Dolch im Gewande trägt. Am 15. des dritten Monats anno domini 2016 sind seit der Ermordung des Diktators genau 2060 Jahre vergangen.

Donnerstag

Heute teilt die Bahn AG in Essen Hbf Gleis 2 mit, dass der RE1 20 Minuten zu spät kommt, dass die Wagen umgekehrt gereiht seien und der Halt in Düsseldorf-Flughafen entfällt. Alle drei Informationen erweisen sich als falsch. Der Zug ist nach zehn Minuten da, in der richtigen Reihenfolge, versteht sich, und am Flughafen wird doch gehalten. Einige „Kunden“ verpassen den Zug, andere hechten an das andere Ende des Zuges und etliche sitzen in der S-Bahn auf dem Weg zum Flughafen, als der RE1 sie überholt.

Freitag

Die Scheichs von Katar sind sauer auf den Aufsichtsrat des Volkswagen-Konzerns. Sie halten immerhin 17 Prozent der Aktien und haben angeblich seit der VW-Krise Milliarden Euro verloren. Deswegen muss der neue Konzernchef Müller am Golf antanzen. Dort wollen sich die Scheichs angeblich über den zu einflussreichen VW-Betriebsrat beschweren und fordern, dass VW Elektro-Autos für den US-Markt entwickelt.

Müller sollte den Spieß umdrehen. Das Scheichtum von Katar wird seit langem verdächtigt, die Terror-Truppe des IS mit Milliarden Dollar zu unterstützen. Der IS kauft davon z. B. hunderte Toyota-Pick-Ups, bestückt sie mit Maschinen-Kanonen und führt damit seinen „Heiligen Krieg“. Statt Elektro-Autos zu bauen, sollte Müller versprechen als Toyota-Ersatz kriegsfähige VW-Kübelwagen herzustellen, die können die Scheichs an den IS weiterreichen und so doppelt kassieren.

Die Bundeswehr wiederum bombt die Autos von VW kaputt, so dass immer wieder Nachschub nötig ist. Ein wunderbares Geschäft, das in der Familie bleibt.

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"Meine progressive Woche", UZ vom 11. Dezember 2015



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