Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ist zu lesen, es sei „zwingend, dass wir die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte kurzfristig, nachdrücklich und nachhaltig erhöhen“. Dafür müsse die Bundeswehr noch stärker im öffentlichen Leben „verankert“ werden. Die Rolle der Jugendoffiziere, „die an den Schulen einen wichtigen Bildungsauftrag erfüllen“, müsse gestärkt werden. „Wir schaffen einen neuen attraktiven Wehrdienst, der zunächst auf Freiwilligkeit basiert“, heißt es im Koalitionsvertrag. „Zunächst“! Man orientiere sich am „schwedischen Wehrdienstmodell“. Wenn man sich das genauer ansieht, wird klar, wie das „zunächst“ gemeint ist.
Das 2017 in Schweden eingeführte Modell legt fest, dass alle Männer und Frauen eines Geburtsjahrgangs einen Fragebogen zu Motivation, Fähigkeiten und Interessen ausfüllen müssen. Auf dieser Grundlage werden Personen zur Musterung geladen. Sollten dann nicht ausreichend Freiwillige gefunden sein, werden Betroffene auch gegen ihren Willen eingezogen. Das war in Schweden 2024 erstmals der Fall.
„Und wenn die Freiwilligen nicht ausreichen?“ wurde die Wehrbeauftragte der alten Bundesregierung, Eva Högl, vom „stern“ im Juni 2024 befragt. Antwort: „Sollte die Zahl der Freiwilligen nicht reichen, muss es die Pflicht geben.“ Im selben Interview erklärte sie, dass die von Boris Pistorius als Zielmarge für 2031 genannte Zahl von 203.000 Soldatinnen und Soldaten bei weitem nicht ausreiche. „Mindestens 100.000 mehr. Andere Militärexperten sagen, man müsste die Zahl verdoppeln. Aber wir tun uns ja schon schwer damit, die 200.000 zu erreichen.“ Umso wichtiger sei deshalb das neue Wehrdienstmodell. Wie sie selbst aus Umfragen weiß, lehnen zwei Drittel der 18- bis 29-Jährigen die Wehrpflicht ab. Da ist schnell Schluss mit freiwillig. Die Rechtsplattform „Legal Tribute Online“ erläutert dazu: „Es geht eben nicht nur um eine Musterungspflicht, wie manche in Deutschland das Modell derzeit missverstehen.“

Ursula von der Leyen, damals Verteidigungsministerin, 2016 in einem Interview: „Wenn meine eigenen Kinder zur Bundeswehr gehen wollten, dann ähm, und es wäre ein Auslandseinsatz notwendig, dann würden sie mit gehen müssen. Und ich würde genauso zittern und bangen wie jede andere Mutter.“ Die Moderatorin: „Ist jemand von ihren Kindern bei der Bundeswehr?“ Die Antwort: „Nein.“ Aktuell klären uns weitere Politiker und Politikerinnen darüber auf, dass sie sich und ihre Kinder nicht im persönlichen Einsatz im Kriegsfall sehen. Das war schon immer so: es trifft die Kinder des einfachen Volkes. Diese werden, wie man in der Ukraine sieht, notfalls auch mit Gewalt von der Straße weg gefangen.
In der Folge des Vietnamkriegs begingen mehr Veteranen Selbstmord als im Krieg gefallen waren. Die Bundeswehr verfügt nicht ohne Grund über ein Psychotrauma-Zentrum, weil im Ernstfall mit einer hohen Zahl an traumatisierten Soldaten zu rechnen ist. Die Jugendlichen haben das richtige Gespür, wenn sie sich mehrheitlich gegen Wehrpflicht aussprechen. Die SDAJ und weitere Jugendorganisationen sind mit ihrer Kampagne „Nein zur Wehrpflicht!“ seit Monaten aktiv, um über die Gefahren aufzuklären und Widerstand zu organisieren.

Es wird Zeit, dass wir uns schützend vor unsere Kinder und Enkelkinder stellen. Wollen wir sie verlieren? Oder wiederbekommen, verletzt an Leib und Seele, gebrochen, abgestumpft oder verroht? Nein, meine Kinder geb ich nicht!
Unterstützen wir die Kampagne „Nein zur Wehrpflicht!“, klären wir auf, am Arbeitsplatz und im Freundeskreis. Beteiligen wir uns an Antikriegsaktionen. Es ist unabdingbar, dass alle, die „gegen rechts“ auf die Straße gegangen sind, mit dabei sind, wenn es gegen Militarisierung und Krieg geht.
Siehe auch: neinzurwehrpflicht.wordpress.com