Streikende Beschäftigte im ÖPNV und Teilnehmer der Proteste am globalen Klimastreiktag haben am Freitag auch in Baden-Württemberg zusammen für eine Stärkung des ÖPNV demonstriert. Unter anderem in Stuttgart, Freiburg, Karlsruhe und Heilbronn fanden gemeinsame Kundgebungen von Fridays for Future und ver.di unter dem Kampagnenmotto „wir fahren zusammen“ statt. In weiteren Städten sprachen Vertreter der Gewerkschaft und bestreikter Betriebe auf Klimademonstrationen.
Auch am zweiten Tag der zweitägigen Arbeitsniederlegungen im kommunalen Nahverkehr befanden sich rund 4.500 Beschäftigte im Ausstand. Bestreikt wurden kommunale Verkehrsbetriebe in Stuttgart, Karlsruhe, Heilbronn, Freiburg, Baden-Baden, Esslingen und Konstanz. In den bestreikten Betrieben fuhren bis Dienstschluss am Freitag keine Busse und Straßenbahnen. Die Warnstreiks fanden zeitgleich bundesweit in den Bundesländern statt, in denen aktuell regionale Tarifverhandlungen laufen.
Hanna Binder, stellvertretende ver.di-Landesbezirksleiterin, sagte auf der Kundgebung auf dem Stuttgarter Marktplatz: „Die Fahrerinnen und Fahrer im ÖPNV bringen täglich 28 Millionen Fahrgäste zur Schule, zur Arbeit und vielen anderen Zielen. Mit ihrer täglichen Arbeit ermöglichen sie es, 9,5 Millionen Tonnen CO2 im Jahr einzusparen. Aber der ÖPNV ist in Gefahr. Denn während die Zahl der Fahrgäste ständig steigt und steigen soll, sinkt die Zahl der Fahrerinnen und Fahrer. Weil Stress und Belastung nicht zur Bezahlung passen, verlieren die Betriebe Personal und gewinnen keinen Nachwuchs für die Jobs im Fahrdienst. Hier sind die Arbeitgeber gefordert. Wir erwarten nächste Woche ein ernsthaftes Angebot.“
Nisha Toussaint-Teachout von Fridays for Future Stuttgart sagte auf der gleichen Kundgebung: „Viel zu lange wurden Klima und Soziales gegeneinander ausgespielt. Damit ist jetzt Schluss! Bundesweit gehen wir heute zusammen auf die Straße: Beschäftigte im Nahverkehr, Fahrgäste und Klimaaktivist*innen. Klimastreik und ÖPNV-Streik gehören zusammen, denn nur mit besseren Arbeitsbedingungen und mehr Geld für Bus und Bahn kommen wir alle auch in Zukunft klimafreundlich und zuverlässig von A nach B.“
ver.di fordert in dieser Manteltarifrunde für die rund 6.500 Beschäftigten unter anderem eine volle Anrechnung der Arbeitszeiten bei Verspätungen und bisher unbezahlter Wegezeiten im Betrieb sowie eine grundsätzliche Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit. Dazu eine Nahverkehrszulage, die den täglichen Stress am Steuer und die Verantwortung für die Fahrgäste widerspiegelt.
Ausgerechnet der Fahrdienst hat bisher keine Schichtzulage, obwohl die Beschäftigten in diesem Bereich zu unterschiedlichen und belastenden Zeiten den täglichen Dienst beginnen oder beenden. Das will ver.di ändern.
Eine dritte Runde ist für den 5. und 6. März vereinbart. Verhandelt wird wieder im SSB-Waldaupark in Stuttgart.