Für mich war besonders wichtig, dass es eine klare Aussage auf dem Kongress zur Fortführung der Auseinandersetzung für mehr Personal im Krankenhaus und für die Abschaffung der Fallpauschalen gegeben hat.
Wenn in der Debatte gefordert wurde, dass ver.di mehr Profil in der sozialen Frage entwickeln soll, dann heißt dies, wir müssen mehr Verteilungskämpfe führen. Also mehr Klassenkämpfe.
Deshalb müssen die Leitanträge des Gewerkschaftsrates in der Antragsdebatte auch mehr Biss bekommen.
In der Friedensfrage sind mehrere Änderungsanträge eingereicht, die sich klar zur Ablehnung der zwei Prozent Aufrüstung der NATO und gegen Werbung der Bundeswehr an den Schulen und Jobcentern aussprechen.
Jutta Markowski, Essen
Das ist der erste Bundeskongress für mich. Ich muss sagen, die Diskussion ist sehr spannend, wenn aus den Kämpfen in den Betrieben berichtet wird. Hier bekommt man wirklich mit, dass sich dort etwas bewegt. Dabei gibt es oft sehr viel Kreativität von den Kollegen, damit die Forderungen auch vor Ort durchgesetzt werden.
Was ja bereits andiskutiert wurde ist Frieden und Abrüstung. Ich erwarte ebenfalls klare Kante gegen rechts in den Betrieben und eine deutliche Positionierung für Arbeitszeitverkürzung. Außerdem muss Schluss sein mit befristeten Arbeitsverträgen.
Wichtig ist natürlich, dass die Delegierten dies alles in den Bezirken auch nach unten vermitteln. Dafür müssen wir sorgen. Denn die Mitglieder müssen wissen, was hier entschieden wird und wohin sich ver.di in den nächsten vier Jahren bewegt.
Dave Varghese, Dortmund
Meine bisherigen Eindrücke vom Bundeskongress sind recht positiv. Wir haben ein neues Gesicht. Frank Werneke wird ver.di in der Öffentlichkeit anders vertreten. Der alte Frank, ein wenig bedauerlich, war sehr impulsiv. Werneke ist sehr sachlich. Ich habe den Eindruck, dass er linke Politik weiter vorantreiben will. Da müssen wir sehen, dass wir in den nächsten Jahren auch kritisch bleiben. Ansonsten hat es bei der Wahl zum Bundesvorstand gute Entscheidungen gegeben. Wer Schelte nötig hatte, hat diese auch durch die Delegierten bekommen. Die anderen, die positiv in Erscheinung getreten sind, haben sehr gute Stimmenergebnisse erreicht.
Wichtig ist, dass wir die Anträge, die für ver.di gesellschaftspolitisch wichtig sind, nochmal richtig einordnen. Das sind die Anträge, die für ver.di und die Gewerkschaftsbewegung wegweisend sind.
Peter Schrott, Berlin
Ich bin mit einer Menge Hoffnung hier hingefahren, weil es viele Anträge im gesellschaftspolitischen Bereich gibt. Es ist sehr gut, dass, im Gegensatz zur Empfehlung der Antragsberatung, ein Verbot von Leiharbeit durchgesetzt wurde. Das ist schon ein großer erster Erfolg. Außerdem bin ich froh, dass der Kongress die Gefahr des Demokratieabbaus erkannt hat und die Verlängerung der Wahlperiode von vier auf fünf Jahre abgelehnt hat. Wir brauchen dies nicht. Es hemmt uns nur in der täglichen ehrenamtlichen Arbeit.
Beim politischen Streik stellt sich bei mir allerdings nicht nur die Frage, mit welchem Beschluss wir hier rausgehen. Es bringt nichts, den wieder als Material an den Bundesvorstand weiterzureichen. Beim Klimaschutz und den Fridays-for-Future-Demonstrationen brauchen wir nicht nur eine Aussage vom ver.di-Bundesvorsitzenden „nehmt euch frei und geht da hin“. Sondern da muss man auch über Streik nachdenken und diesen fordern.
Taro Tatura, Hamburg