Medienkrieg

Grünen-Chefin und -Spitzenkandidatin Annalena Baerbock spricht von „schrecklichen Bildern“, meint dabei nicht die brennenden Häuser und toten Kinder in Gaza, sondern die Demonstrationen gegen die Angriffe der israelischen Luftwaffe in Deutschland. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will „Judenhass“ in diesem Land, „ganz gleich von wem“, nicht dulden. Auch Kanzlerin Merkel hat durch Regierungssprecher Steffen Seibert die „antisemitischen Kundgebungen“ in Deutschland verurteilt – welche Verfehlungen sie konkret meinen, behalten alle drei für sich. Einen Staat als Kindermörder zu bezeichnen, der Kinder in einem vier mal 40 Kilometer breiten Streifen Land einsperrt und diesen dann bombardiert, ist kein Antisemitismus. Es ist eine Tatsachenbeschreibung.

Deutsche Medien haben sich in der Berichterstattung über die Kundgebungen in den vergangenen Tagen von der Wahrheit verabschiedet. So garnierte das „ZDF“ einen Beitrag über den „Antisemitismus auf deutschen Straßen“ mit Bildern von Demonstranten, die eine Israel-Fahne verbrennen – in Frankreich. Und die „Tageszeitung“ weiß, „der Judenhass ist ein Problem in migrantischen Gemeinschaften“ und nicht nur eins von Nazis: „Es geht auch um vermeintlich Linke, die, ausgestattet mit antiimperialistischen Phantasien von heute und dem Judenhass ihrer Großväter, fleißig mitdemonstrieren, wenn es gegen den großen Dämon Israel geht.“ Fakten sind in deutschen Qualitätsmedien nicht mehr gefragt. Vor allem dann nicht, wenn man Kundgebungen für den Frieden mit einem einzigen Schlagwort so schön diskreditieren kann.

Neben den Protesten gegen den Krieg verurteilt die deutsche Bundesregierung einzig die Raketenangriffe der Hamas aus dem Gazastreifen auf Israel und unterstreicht das Recht Israels auf Selbstverteidigung. „Es sind Terrorangriffe“, so Seibert im Namen der Bundeskanzlerin. „Nichts rechtfertigt solchen Terror.“
Siehe Seiten 5 und 7

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"Medienkrieg", UZ vom 21. Mai 2021



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