SDAJ-Bundeskongress tagt in Nürnberg

Maximale Erfolge!

Die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend, die revolutionäre Jugendorganisation dieses Landes, kommt an diesem Wochenende zu ihrem 26. Bundeskongress zusammen – und hat sich von der eigenen Geschichte bis zum Zukunftspapier viel vorgenommen. Wir wünschen dafür maximale Erfolge – und haben ehemalige SDAJler, Weggefährten, Freunde und Genossen der SDAJ danach gefragt, was sie zum Bundeskongress wünschen.

Die SDAJ hat mein Leben verändert – zum Positiven. Ein Einschnitt war die Diskussion kurz vor meinem Abitur, ob ich nicht statt eines Studiums eine Lehre im Großbetrieb machen wolle. Ausbildung und Arbeit bei Daimler-Benz, der gewerkschaftliche Kampf um Frieden, gegen Mittelstreckenraketen, für die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich – beides Klassenkämpfe. Ohne diese Erfahrungen wäre mein Leben ärmer.
Geprägt hat mich auch der Kampf um den Erhalt der SDAJ als revolutionäre Jugendorganisation. Viele auch schmerzliche Erfahrungen, Freundschaften gingen zu Bruch – manche gingen zur SPD, den Grünen, in die bürgerliche Medien oder ins kapitalistische Management. Trotzdem, junge Genossinnen und Genossen kamen und haben die SDAJ erhalten, auch in den schwierigen Jahren, als die Konterrevolution den Sozialismus in Europa zerschlug.
Ihr Genossinnen und Genossen, die ihr euch nun zum Bundeskongress trefft, führt heute die SDAJ, beschließt ein neues Zukunftspapier – eure Programmatik für den Weg der Jugend zum Sozialismus. Ihr habt den Mut dazu, in einem der höchstentwickelten imperialistischen Länder. Ihr habt den Mut dazu in einem Land, das gerade reaktionär und militaristisch umgebaut wird.
Da bin ich froh und stolz, dass die DKP sich als euer engster Freund und Kampfgefährte bezeichnen darf.
Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP

Seit ihrer Gründung habe ich die Höhen und Tiefen der SDAJ erlebt. Geschichtlich bedeutend bleibt für mich: In der Frage aller Fragen, im Ringen um die Erhaltung des Friedens war und ist die SDAJ ein zuverlässiger Teil der weltweiten Friedensbewegung. Für sie ist Krieg keine Schicksalsfrage, sondern eng mit ihrem Kampf gegen kapitalistische Ausbeutung und Unterdrückung verbunden. Immer stand und steht sie in solidarischer Verbundenheit mit allen, die jede Art von Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit ablehnen. Zwei Mal war ich Gast auf einem Kongress des kämpferischen Jugendverbandes. Frisch sind mir die Erinnerungen an den Kongress 1980. Schon damals gab es Sanktionen der Bundesregierung gegen die Sowjetunion. Der bundesdeutsche Staat verbot die Einreise einer Delegation des Leninschen Komsomol aus der Sowjetunion unter Leitung des damaligen Vorsitzenden Boris Pastuchow. Die Russophobie hat ihre deutsche Heimat seit Ende des Zweiten Krieges im westlichen Teil Deutschlands. Sie ist heute stärker denn je. Daher freue ich mich, dass die SDAJ um ein vorurteilsfreies Urteil über Russland kämpft. Frieden kann es nur mit Russland, niemals gegen Russland geben.
Am 7. Oktober diesen Jahres wäre die DDR 75 Jahre alt geworden. Kann man ihrer gedenken, obwohl sie nicht mehr existiert? Es gibt viele Gründe dafür. Schon ein einziger genügt: Die DDR ist der bisher einzige deutsche Staat und ihre Armee die einzige deutsche Armee, die nie einen Krieg geführt haben.
Ich wünsche Eurem Kongress viel Erfolg. Ich bin mit meinen Gedanken bei Euch.
Egon Krenz, ehemaliger Staatsratsvorsitzender der DDR

Ich wünsche Euch einen spannenden und erfolgreichen Bundeskongress in Nürnberg. Ihr diskutiert dort über Euer Zukunftspapier und die Grundrechte der Jugend. Nichts ist heute wichtiger, als sich Gedanken über unsere Zukunft, die Zukunft unseres Lebens in Deutschland, in Europa, in der Welt zu machen. Und darüber, in welchem politischen System die Grundrechte der Jugend und eine lebenswerte Zukunft verwirklicht werden können.
Aber Ihr blickt auch auf die Geschichte der SDAJ und mit der haben wir, die „Flöhe“, einiges zu tun. In allen (damaligen) Landesverbänden haben wir Tourneen gemacht, auf den Festivals der Jugend waren wir oft und gerne, auf mehreren Pfingstcamps sind wir aufgetreten oder waren Gäste. In vielen Diskussionen und Gesprächen mit Euch haben wir unser politisches Bewusstsein geprüft und geschärft. Herzliche Kampfesgrüße,
Dieter Klemm, Floh de Cologne

1311 220802 Festival - Maximale Erfolge! - 26. Bundeskongress der SDAJ, Anne Rieger, Dieter Klemm, Dietmar Dath, Egon Krenz, Patrik Köbele, SDAJ, SDAJ-Bundeskongress, Wera Richter - Politik
(Foto: Martina Lennartz)

„SDAJ ist es, wenn es trotzdem klappt“, haben wir zu meiner SDAJ-Zeit manches Mal gesagt – und waren Meister der Improvisation. Ich darf das heute schreiben, ohne wem auf die Füße zu treten. Ich war damals im Verband für die Organisationspolitik verantwortlich. Diesen Zustand habt ihr längst überwunden und das ist gut so!
Wir staunen manches Mal, was es jetzt so alles gibt – Betriebsgruppen und Branchen-Vernetzungstreffen, die Verdopplung des Schulungsangebots und sogar einen Landesverband Ost. Herzlichen Glückwunsch auch dazu!
Mehrere Redakteure der UZ haben ihre ersten Schreibversuche im ZK der „position“ gemacht. Zuerst ging es darum, sie überhaupt wieder regelmäßig rauszubringen. Ich erinnere mich an eine Loseblattsammlung, die uns übergeben wurde. Wir haben dann mit viel Spaß und Erkenntnisgewinn das Magazin der SDAJ mit auf den Weg gebracht – und auch am ersten Zukunftspapier gegrübelt und geschrieben. Andere waren in der Bildungsarbeit aktiv. Was wir gelernt haben in der SDAJ? Wohl vor allem das Arbeiten im Kollektiv – es hilft uns bis heute.
Wir erinnern uns gern an die Zeit. Aber vor allem freuen wir uns, dass auch heute Mitglieder des Zeitungskollektivs der „position“ und Mitglieder der SDAJ in der UZ schreiben – und sich sogar für ein Praktikum in die Redaktion trauen. Ja, da ist noch Luft nach oben. Aber die Tür ist offen. Das ist wichtig, denn irgendwann wird der Staffelstab weitergereicht.
Für euren Kongress wünschen wir euch gute Nerven und Erfolg!
Wera Richter für die UZ-Redaktion

Die SDAJ wird größer. Ich verfolge das mit großer Begeisterung. Ihr kämpft um gewerkschaftliche Verankerung in Betrieben und in der Friedensbewegung, beim Kasseler Friedensratschlag.
Das ist nötig, denn die militärische Austragung der ökonomischen und politischen imperialistischen Konkurrenzen führen zur ökologischen und sozialen Katastrophe. Sie bedrohen unsere Lebensgrundlagen. Um zu stoppen, dass deutsche Regierungen – egal welcher Couleur – da im Interesse der Konzerne mitmischen, muss sich die deutsche Arbeiterklasse dagegen stemmen. Der organisierteste Teil ist in den Gewerkschaften verankert. Mit den fortgeschrittensten Teilen unter ihnen müssen wir uns unermüdlich gemeinsam einsetzen und von der deutschen Regierung den Stopp aller Waffenlieferungen fordern, die Einstellung aller Kriegshandlungen, und sie zu di­plo­matischer Lösungen zwingen.
Beschlüsse und Diskussionen auf Gewerkschaftstagen, Interviews einzelner führenden Gewerkschafter machen das nicht einfach für uns. Auch emotional möchten wir manches Mal alles hinschmeißen, weil wir glauben, unser Einfluss sei zu gering. Doch unser Einfluss in Friedens- und Umweltfragen – gerade bei den Gewerkschaften – ist unabdingbar nötig, denn wir brauchen eine lebenswerte Zukunft auf unserem Planeten. Die zu erreichen wird ohne die organisierten fortschrittlichen Teile der Arbeiterklasse kaum möglich sein. Also macht weiter so: Rein in die Gewerkschafts-, Betriebsrats- und Vertrauensleutegremien mit sozialen, aber auch Friedens- und Abrüstungsfragen.
Anne Rieger, Mitglied der IG Metall und des Bundesausschusses Friedensratschlag

Der heute weit verbreitete und oft sehr unbesonnen gebrauchte Vergleich zwischen dem, was ein Menschenhirn kann, und dem, was ein Computer kann, bietet viel zu leichtfertige Antworten auf zweierlei Fragen an, über die wir noch viel zu wenig wissen: 1. Was macht und kann eigentlich ein Menschenhirn?, und: 2. Was macht und kann eigentlich ein Computer? Die junge menschliche Person als solche ist allerdings in einer wichtigen Sache dann doch einem fabrikneuen, nicht allzu lange schon vernetzten Computer vergleichbar: Sie lebt noch in Freiheit von allerlei Programmen, die sie verlangsamen, weil diese Programme, sind sie erst einmal auf die zentralen Kalküleinheiten aufgespielt, als tückische Hintergrundroutinen dauernd Rechenzeit fressen und das freie Spiel nützlicherer Prozesse lähmen.
Alte Leute haben im Imperialismus wie in jeder bislang erlebten Klassengesellschaft zumeist nicht nur mancherlei Jugendgut verloren, das man als Mensch zum Leben braucht, zum Beispiel heftige Begierden, kühne Hoffnungen und verrückte Pläne. Man hat ihnen vielmehr obendrein allerlei aufgesattelt, was garantiert kein Mensch braucht: Verhaltensmuster vor allem, die der Macht, dem Markt, den Herrschenden und Besitzenden gefallen sollen, und das Manövrieren in einer Gesellschaft, die auf irrationalen Regeln basiert, kurzfristig zweckrational gestalten. Wo Menschen über Jahrzehnte so entmenscht werden, kann von Menschenrechten kaum mehr die Rede sein. Aber die Jugend, einmal an die vorhandenen Netze angeschlossen, muss die ganze Scheiße nicht herunterladen, die da ständig in Zirkulation ist. Sie kann vielmehr eigene Forderungen artikulieren und senden, kann Freiheit von Belästigung durch Ausbeutung und Krieg verlangen, kann Leute suchen, die vielleicht älter, aber womöglich noch bündnisfähig sind.
Ich weiß, dass die SDAJ all das organisiert, und wünsche ihr recht viel Glück und Geschick dabei!
Dietmar Dath, Schriftsteller, Journalist

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"Maximale Erfolge!", UZ vom 29. März 2024



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