In den ersten Bundesländern sind die Sommerferien vorbei. Mit Maskenpflicht und Hygieneplänen wollen die Landesregierungen den Unterricht trotz Pandemie sicherstellen. Die GEW weist darauf hin, dass vor allem eines fehlt: Lehrerinnen und Lehrer.
Der Vorsitzende des Bundeselternbeirates kann den Corona-Maßnahmen an den Schulen auch etwas Gutes abgewinnen: Als vor den Ferien die Schülerinnen und Schüler zumindest für einige Tage in die Schule konnten, wurden sie wegen der Abstandsregeln meist in kleineren Gruppen als üblich unterrichtet. „Daran hätte man weiterarbeiten können“, sagt Stephan Wassmuth laut „Frankfurter Allgemeine“ – denn in kleineren Gruppen lernt man mehr. Und es kann das Risiko von Corona-Infektionen begrenzen, aber die Lehrkräfte fehlen.
Am vergangenen Montag ging die Schule zunächst in Mecklenburg-Vorpommern wieder los, in der kommenden Woche folgt unter anderem Nordrhein-Westfalen. Dort hat die Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) nun angeordnet, dass an weiterführenden und berufsbildenden Schulen auch im Unterricht Masken getragen werden sollen. An den Grundschulen müssen die Schüler nur in den Pausen und im Schulgebäude Masken tragen, an ihrem Platz im Klassenraum nicht. Damit geht NRW deutlich weiter als andere Bundesländer.
Die Maskenpflicht sei „ein hilfloser Versuch, den Regelbetrieb trotz Bedenken durchsetzen zu wollen“, sagt die Landesvorsitzende der GEW in NRW, Maike Finnern. Außerdem kritisiert sie, dass die Schulministerin zwar Konzepte für den Infektionsschutz vorgelegt hat, aber nicht für die pädagogische Gestaltung des kommenden Schuljahres: Wie sollen die Lehrkräfte damit umgehen, dass ihre Schüler durch die Schulschließungen Lücken haben und es wegen der Pandemie weitere Ausfälle geben wird? Bereits während der Schulschließungen hatte es vor allem vom Engagement der einzelnen Lehrer abgehangen, ob die Schüler trotzdem etwas lernen konnten. Schon dabei hatte sich gezeigt, dass die Pandemie die soziale Ungleichheit im Bildungswesen verstärkt: Kinder und Jugendliche aus ärmeren Familien hatten eine schlechtere Arbeitsumgebung, weniger Zugang zur nötigen Technik und weniger Unterstützung.
Die GEW-Vorsitzende von Niedersachsen, Laura Pooth, fürchtet, dass die Regierungen die Pandemie und den nötigen Infektionsschutz als Ursache des Lehrermangels darstellen könnte. Tatsächlich habe es auch vorher einen „riesigen Personalmangel“ gegeben – „Uns fällt das chronisch unterfinanzierte Schul- und Bildungssystem auf die Füße“. Besonders groß ist der Mangel an den Grundschulen. In Sachsen-Anhalt hatte der Bildungsminister Marco Tullner (CDU) im Juni verkündet, wegen des Lehrermangels werde der Unterricht an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen gekürzt. Der neue Regelbetrieb an den Schulen zeigt, dass die Pandemie nur die Widersprüche verschärft, die vorher schon da waren. Der Bildungsforscher Jörg Ramseger stellt fest: „Es gibt keine guten Lösungen, wenn das Personal fehlt und die Unterrichtszeit gekürzt wird. Man kann nur den Schaden begrenzen.“