Marxismus unter Terrorverdacht

Der Kanzler der Technischen Universität Hamburg (TU HH) hat dem „Gesprächskreis Dialektik & Materialismus“ die Werbung zu einem wissenschaftlichen Colloquium über „Selbstorganisation der Materie“ untersagt.

Das Werbeverbot wurde von der Verwaltung mündlich mit dem Hinweis auf „Terrorismusgefahr 9/11“ begründet. In der schriftlichen Begründung wurde dargelegt, dass der „Gesprächskreis Dialektik & Materialismus“ eine „politische Vereinigung“ sei, die in Verbindung mit der Marx-Engels-Stiftung stehe.

Der Präsident der TU HH, Professor Dr. Ed Brinksma, erklärte am 26. Oktober, es liege seinem Institut fern, die Aktivitäten des Gesprächskreises oder einzelne Veranstaltungen und ihre Referenten unter Terrorismusverdacht zu stellen. Falls dieser Eindruck entstanden sein sollte, so bedaure er das. Zugleich bestätigte er das Werbeverbot und berief sich dabei auf die Verpflichtung zur politischen Neutralität.

Mit einer Pressemitteilung protestierte der Parteivorstand der DKP gegen die „Behinderung der freien Meinungsbildung zu Fragen des modernen Materialismus“ und sieht „darin die Diskreditierung des Marxismus und des Materialismus als wissenschaftlicher Theorie. Es geht um nicht weniger als die Freiheit von Forschung und Lehre.“ Der Parteivorstand der DKP fordert von der TU HH die sofortige Rücknahme des Werbeverbots für das Colloquium.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Marxismus unter Terrorverdacht", UZ vom 2. November 2018



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Haus.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit