Danke für den sehr lesenswerten Artikel zum GEW-Gewerkschaftstag. Viele der genannten Probleme ärgern auch meinen Sohn sehr, der die sechste Klasse einer weiterführenden Schule besucht. Er hatte dazu im Februar einen Protestbrief an die jüngst abgewählte NRW-Bildungsministerin Löhrmann geschrieben, in dem er Lehrermangel, hohen Stundenausfall, häufige Lehrerwechsel durch befristete Arbeitsverträge und insgesamt das Sparen bei Bildung anprangerte. Anstatt der von ihm erwarteten wenigen Unterstützungsunterschriften einiger Schulfreunde unterschrieben innerhalb weniger Tage knapp 80 Prozent aller Mitschüler dieser Schule. Auch die Schülervertretung griff dies als gemeinsames Anliegen auf. Darüber hinaus zeigten Lehrer durch ihre ausgesprochene Solidarität, dass diese Mangelsituation für alle Akteure in der Schule unerträglich ist.
Das Medienecho war wegen des Landtagswahlkampfes groß, und zynischerweise wurde der Protestbrief von Armin Laschet (CDU) im TV-Duell gegen Hannelore Kraft (SPD) ins Feld geführt. Bezeichnend war jedoch trotzdem die lange auf sich warten lassende Antwort der Ministerin. Schließlich spielte sie in ihrem Schreiben den Lehrermangel als ein vorübergehendes Problem dieser Schule herunter, dass sie mittlerweile über die Bezirksregierung habe lösen können. Zudem habe ihre Landesregierung eine hohe Zahl neuer Lehrer eingestellt, ohne die zeitgleich ausgeschiedenen Lehrkräfte und Befristungen zu erwähnen. Unter den Schülern kam dieser Brief nicht gut an, auch weil nach wenigen Wochen ohne Unterrichtsausfall an dieser Schule der alte Mangel zurückkehrte.
Der Protest der Schüler konnte kurzfristig öffentlichen Druck auf die Regierenden ausüben, unter dem sie sich zu schnellem Handeln gezwungen sahen. Es bedarf aber, wie es wohl auch der Gewerkschaftstag einforderte, langfristiger und struktureller Verbesserungen für alle Lehrenden und Lernenden. Und dies ist auch eine Verteilungsfrage.