Markus Söder legt planmäßig einen Start als MP Bayerns hin, der die Empörung kalkuliert und die eigenen Reihen schließt. Die neue Verordnung, in den Eingangsbereichen aller öffentlichen Gebäude soll ein Kreuz hängen, gut sichtbar für Jedermann und Jedefrau, verletzt die Neutralitätspflicht des Staates. Die Beschwörung der „jüdisch-christlichen“ Geschichte des Landes, wodurch die „Aufklärung“ in eine dunkle Ecke gestellt werden soll, verleugnet Herkunft und Gebrauch des Kreuzes. Das Kreuz war ein antikes Folter- und Hinrichtungswerkzeug, blutig und schändlich, schon der kluge Cicero diktierte: „Was Kreuz heißt, soll nicht nur vom Leib der Bürger Roms fernbleiben, sondern auch schon von ihrer Wahrnehmung, ihren Augen und Ohren.“ Wer das Kreuz nur als Symbol wahrnimmt, will vom Charakter dieser Qual nichts mehr wissen. Karl Marx verstand den Grund: „Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur“. Der CSU passt der Satz, seufzen können die Leut’ gut und gerne und sich einen Trost daraus machen, dass es sie nicht so trifft wie die, die zu Tausenden an Kreuzen hingen.
Markus Söder wird es damit nicht genug sein, nach den Kreuzhängungen kommt vielleicht sein Vorschlag, einen Betstuhl davor zu stellen und die Pflicht, nicht achtlos daran vorüber zu gehen. Erinnert sei auch an das Rechenzeichen „Plus“, dass mit dem Kreuzzeichen identisch ist. Erst im 15. Jahrhundert wurde dies anstelle eines Wortes in Zahlenwerken verwandt, die enge Verbindung des europäischen Merkantilismus mit dem Symbol christlicher Kirchen ist nicht von ungefähr. Für Markus Söder völlig verständlich, denn Kirche und Kapital bilden schon immer eine unheilige Allianz.