Logistik wird verlagert

MAN-Nutzfahrzeuge:

Aus „Auf Draht“, herausgegeben vom DKP Betriebsaktiv München

VW zerlegt MAN, und betroffen ist auch der Standort München. In Salzgitter soll die Logistik konzentriert werden, das heißt, die Standorte Dachau und Neufahrn werden aufgelöst. Bis zu 2 000 von 33 000 Arbeitsplätzen sollen im LKW-Geschäft abgebaut werden, geht es nach dem neuen Boss der „VW Truck and Bus“, Rentschler. Mit Blick auf den Konkurrenten und EU-Marktführer Daimler soll die Sparte profitabler werden. Dazu wird die Fahrerhausmontage und die Lackierung aus Salzgitter abgezogen und nach München verlagert. Salzgitter wird ein Zulieferbetrieb für Komponenten, die in den LKW von MAN und Scania verbaut werden.

Scania ist der LKW-Bauer mit der weltweit größten Rendite von 9,5 Prozent und soll nun im VW-Konzern integriert werden. Für MAN werden 6 Prozent angestrebt.

Hier erwächst dem Münchner Werk eine Konkurrenz innerhalb des Konzerns, denn beide Marken bedienen die gleiche Palette schwerer LKW. Der Rationalisierungseffekt soll aus der Verwendung gleicher Motoren und Achsen kommen.

Sozialplan wieder auf dem Tisch!

650 Millionen sollen eingespart werden, auch durch den Abbau von Arbeitplätzen. Rentschler gegenüber der Presse wie auch der Betriebsrat auf der letzten Betriebsversammlung versicherten, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird. Der schon lange gültige Sozialplan wurde mit einer Turboprämie erweitert. Wer bis September unterschreibt, erhält 5 000 Euro mehr. Ein 55jähriger Kollege mit 10 Jahren Betriebszugehörigkeit errechnet mit Formel und Fixbetrag rund 50 000 Euro (plus Turbo). Aus dem Kreis der jüngeren Kollegen wird kaum einer zuschlagen, das rechnet sich nicht. Der Sozialplan ist vor allem ein Angriff auf die älteren Kollegen, die nun ins Feuer der „Freiwilligkeit“ geraten. Um die Abbauzahl zu erreichen, wird Druck ausgeübt werden. Ziel Olympiamannschaft, man kennt das ja.

Die Neuauflage des Sozialplans erfolgte kampflos, kein Murren aus der IG Metall war zu hören. Der neue Betriebsratsvorsitzende Stimoniaris – gleichzeitig Leiter des IG Metall-Vertrauenskörpers – ist bekannt für seine kämpferischen Reden auf 1. Mai-Kundgebungen. Er steigt nun in die Fußstapfen von Dorn. Er gab sich auf der letzten Betriebsversammlung als geduldiger Erklärer der Situation. Vorbei also mit dem Kampfanzug?

Weitere Angriffe des VW-Kapitals sind zu erwarten. Um den nötigen Widerstand leisten zu können, brauchen die Kollegen eine umsichtige Leitung der Gewerkschaftsarbeit im MAN-Werk. Kann das der Kollege Stimoniaris in seiner Doppelfunktion stemmen?

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"MAN-Nutzfahrzeuge:", UZ vom 7. August 2015



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