Rede vom Bottroper DKP-Ratsherr Michael Gerber

Mahnwache gegen Umweltvergiftung durch die Kokerei

Über 70 Anwohnerinnen und Anwohnerder Kokerei beteiligten sich Donnerstag, 27. August, an einer Mahnwache vor der Kokerei unter dem Motto: Kokerei vergiftet Gärten und Wohnungen.

Auf der Mahnwache hielt DKP-Ratsmitglied Michael Gerber folgende Ansprache:

Die Kokerei behauptet, dass die Vergiftung durch die krebserzeugenden Benzo(a)pyren (BaP) sei deutlich zurück gegangen. Das NRW-Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hat jetzt die BaP-Werte für das 1. Halbjahr 2020 veröffentlicht. Sie betragen 1,25 ng. Zum Vergleich die Halbjahreswerte der letzten Jahre: 2017: 1,15 ng. Damit sind die Werte in diesem Jahr höher als vor drei Jahren! 2018: 1,74 ng; 2019: 1,8 ng. Da die Produktion der Kokerei aktuell um 30% reduziert ist, haben die Belastungswerte das gleiche Niveau wie in den letzten zwei Jahren!

Nach wie vor gibt es eine sehr hohe Belastung mit öligen Koksstaub. Alles wird mit diesem Koksstaub verschmutzt: Häuser, Gärten sowie die PKWs. Vor kurzem sagte eine Anwohnerin zu mir: „Ich habe Angst, wenn ich draußen im Garten sitze und ich weiß, ich atme die giftige Luft ein. Ich kann nachts nicht mehr ruhig schlafen“. Dieses Gefühl der Angst haben viele der Nachbarn.

  • Die Menschen im Bottroper Süden wollen angstfrei leben!
  • Kinder sollen ohne Sorgen draußen in der Natur spielen können!
  • Wir dürfen trotz Corona nicht vergessen, dass 16.000 Menschen rund um die Kokerei ihr selbstangebautes Gemüse nicht essen dürfen!

Ich klage den Konzern ArcelorMittal an, dass immer noch zu viel Immission/Vergiftung durch die Kokerei täglich geschieht! ArcelorMittal veröffentlicht, dass 20 Millionen Euro in den letzten Jahren in die Kokerei investiert wurde. Davon merken wir nichts!

Zum Vergleich: Der Konzernchef Mittal hat sich die Hochzeit seiner Tochter 64 Millionen Dollar kosten lassen und im Schloss von Versailles gefeiert. Geld ist genug in dem weltweit größten Stahlkonzern vorhanden. Es geht dem Konzern nur um die Steigerung seines Profits und nicht um die Gesundheit der Beschäftigten und der Anwohner!

Bisher gingen die Nachbarn davon aus: In meiner Wohnung bin ich sicher vor dem BaP-Gift der Kokerei! Das Ehepaar Krzykawski hat das Institut Mollinga beauftragt, die PAK-Belastung zu messen. Das erschreckende Ergebnis: 609 ng/m² PAK auf dem Wohnzimmertisch der Familie.

Der Pressesprecher von ArcelorMittal, Herr Langner, verkündigte heute in der WAZ, dass 2020 nur 4% der Stäube von der Kokerei stammen. Die Staubprobe im Haus von Beate und Andi haben ein eindeutiges chemisches Profil. Der Verursacher ist die Kokerei Eine solche Analyse ist wie ein Fingerabdruck. Durch diese PAK-Belastung wird das Gift eingeatmet, es entsteht Hautkontakt und die Lebensmittel kommen damit in Berührung. Der feine Koksstaub dringt durch alle Ritzen in die Häuser. Bekannte haben mir geschildert, wenn sie nach dem Duschen barfuß durch die Wohnung gehen, bekommen sie schwarze Füße! Diese dauerhafte Kontamination mit PAK macht krank! Herr Mollinga sagte mir am Telefon, statt 609 ng dürfte man normalerweise nur annähernd 0 ng messen.

Ich fordere die Stadt Bottrop auf, Vergleichsproben in anderen Wohnungen in Batenbrock und Welheim zu nehmen und zu analysieren. Wenn sich ein identisches chemisches Profil der PAK feststellen lässt, ist der Beweis erbracht: Die Kokerei vergiftet nicht nur die Gärten, sondern auch die Wohnungen!

Ich klage die Bezirksregierung und den Oberbürgermeister Tischler an: Ihr lasst zu, dass die Bevölkerung und Belegschaft der Kokerei kontinuierlich vergiftet werden. Ihr schützt die Kokerei, aber nicht die Bevölkerung. Diese Vergiftung muss beendet werden! ArcelorMittal will nur den Maximalprofit realisieren und gefährdet damit die Arbeitsplätze der Belegschaft und ruiniert eure Gesundheit!

Damit muss endlich Schluss sein!

Wir leisten so lange Widerstand, bis wir ohne Angst hier leben können!

Video von der Mahnwache der DKP Bottrop vor der Kokerei am 27. August

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