Zeiten.
Die letzten Wochen waren lang und hart, aber da ich über bestimmte Themen hier nicht (mehr) schreibe, bleibt das bei mir. Auch andere Baustellen, die mich gerade umtreiben, sind so übel, dass sie in der Schreibtischschublade ruhen. So wird der Anteil des Persönlichen in dieser Kolumne eher: mager.
Dinge, die es auf keinen Fall geben dürfte, die es aber gibt I.
Wir Deutschen haben die braune Diktatur hinter uns gebracht, wir haben die rote Diktatur hinter uns gebracht, wir werden auch die bunte Diktatur hinter uns bringen“ (AfD-Nazi Björn Höcke dieser Tage in Oranienburg).
Schwindel.
Mir wurde die Tage einfach mal alles zu viel, emotional, kopfmäßig, körperlich. Ich griff auf einen Kniff zurück, den ich gefühlt das letzte Mal in der Abiprüfung angewandt habe: Ich flunkerte rigoristisch. Rief bei meiner Zahnärztin an, hustete gekünstelt in die Hörmuschel und verkündete mit tiefster Stimme: Corona-positiv. Die Dame am Telefon war stante pede auf meiner Seite und zerfloss fast in schwülstigen Genesungswünschen. Ich hätte mir das stundenlang anhören können, so gut tat es, machte mit ihr aber noch tapfer hustend neue Termine aus. Mein Selbstwertgefühl nach dem Anruf dann eher so: mager.
Dinge, die es auf keinen Fall geben dürfte, die es aber gibt II.
Bauarbeiter und Co. gerieten in den letzten Tagen (während der Internationalen Automobil-Ausstellung) immer wieder ins Visier der Münchener Polizei – weil sie mit ihren Warnwesten auf den ersten Blick wie Klimakleber aussahen“ („Abendzeitung München“).
Schrebergarten I.
Manchmal fragen wir uns, warum wir den haben. Ich meine, kostet ja Geld. Und bedeutet – nun ja, bei uns zumindest manchmal – Arbeit. Dieses Jahr: Sechs Wochen dermaßen heftiger Dauerregen, dass sich niemand gewundert hätte, wäre Moby Dick auf einen Drink zu uns rübergeschwommen. Danach: Sechs Wochen so frenetische Hitze, dass Mehrzeller verglühten und ich mir tatsächlich mittags an einer Weinflasche, die vom letzten Abend noch auf dem Tisch stand, leichte Verbrennungen zuzog.
Dinge, die es auf keinen Fall geben dürfte, die es aber gibt III.
Italiens postfaschistische Regierung hat ein Dekret zur Prävention von Jugendkriminalität beschlossen. „Italiens Polizei kann künftig Kinder ab sechs Jahren verhaften“ („Die Zeit“).
Schrebergarten II.
Mir ist schon klar, woanders geht (klimatechnisch) wortwörtlich die Welt unter, Überschwemmungen, Hitzerekorde, Dürren, Waldbrände, das ist viel schlimmer. Aber ein Garten, den man im Sommer drei Monate eigentlich nicht nutzen kann, ist irgendwie vernunftwidrig. Es müssen neue Konzepte her: Planieren, Überflutungsbecken graben, Kakteen pflanzen, Weinkeller ausheben. So Sachen.
Dinge, die es auf keinen Fall geben dürfte, die es aber gibt IV.
„Hilfspaket von den USA: Wie wichtig ist die Uranmunition für die Ukraine?“ („Der Spiegel“). „Über die Atemluft, das Wasser und langfristig auch über die Nahrungskette gelangt Uran in den menschlichen Körper. Es wird ‚inkorporiert‘ und in fast alle Organe eingebaut. Über die Placenta erreicht ‚Depleted Uranium‘ auch das ungeborene Kind und kann es schwer schädigen“ (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges). Die Moral amerikanischer „Friedenspolitik“ – noch weit, sehr, sehr weit unter: mager.
Pace.