Wäre das Amt des Außenministers nicht so prestigeträchtig und daher nicht so begehrt, wenn eine Partei schon nicht den Bundeskanzler stellt, dann hätte man befürchten müssen, dass Heiko Maas noch eine Amtszeit bekommt. Mindestens für ihn war der SPD-Sieg ein Karriereknick.
Gewiss, er war politisch nicht der rechteste, aber in der Ausübung seines Amts der schlechteste Außenminister seit Bestehen der Bundesrepublik. Zuverlässig – und dann und wann auch gegen die Meinung seiner beratenden Experten – stand Maas an der Seite von Putschist Guaidó in Venezuela, von Rechtsextremisten in Brasilien und der Ukraine, Terrorpaten in Saudi-Arabien oder Kolumbien und tat, was ging, um den Putsch gegen Evo Morales zu rechtfertigen. Die Ausfälle gegen Präsident Lukaschenko und die in Belarus befindlichen irakischen Flüchtlinge waren da nur konsequent.
Zu seiner Entschuldigung sei angemerkt, dass Maas damit auch ein Kind seiner Zeit ist, denn Frau Merkel sind die großen Geister in ihren vier Kabinetten nicht eben zugeflogen – vielmehr ist die Wahrheit, dass sie sich gar nicht erst mit Menschen hat umgeben wollen, die ihr das Wasser reichen konnten. Heiko Maas‘ Eintrittskarte als Justizminister in Merkels 2013er Regierung waren zwei Niederlagen in saarländischen Wahlkämpfen; seiner Beförderung zum Außenminister konnte im Jahr 2015 ein handfester Skandal als Justizminister um eine Einmischung in die Belange des damaligen Generalbundesanwalts in diesem Sinne nur dienlich sein.
Wie bei Frau Merkel kann unsereinen aber schon bald eine ganz unangenehme Rührung erfassen. Nämlich das spätestens mit der Ernennung Armin Laschets zum Kanzlerkandidaten sichere Gefühl, Angela Merkel irgendwann zu vermissen (es blieb mit Olaf Scholz weitgehend erhalten), könnte sich nun paaren mit dem Unbehagen einer gewissen Wehmut nach Heiko Maas. Denn nach dem gelernten Steinewerfer Fischer, der 1999 zum Bombenwerfen nicht seine Überzeugungen, sondern nur Polizisten durch Serben ersetzen musste und Deutschland in den ersten heißen Krieg nach 1945 führte, ist jetzt unter Annalena Baerbock zum zweiten Mal ein grün geführtes Außenministerium in Sicht.
Auf Maas, der seinen Mangel an Sachkenntnis mit Opportunismus ausglich, folgt eine Sorte Überzeugungstäterin, die Sachkenntnis in ihre Lebensläufe hineinschreibt. Maas wollte einfach sich im Amt agieren sehen, Baerbock aber ihren antirussischen Wahn. Es wird ernst.