Warum die US-Marionetten keine Unterstützung in Venezuelas Armee finden

Loyal aus gutem Grund

Von Melina Deymann

Nach wie vor gibt es für die von den USA gesteuerten Umsturzpläne für Venezuela keinen Rückhalt in der Armee.

Die vom Putschisten Juan Guaidó so häufig zum Überlaufen beschworenen Streitkräfte stehen loyal zur Bolivarischen Republik. Gerade einmal 116 von 240000 Soldatinnen und Soldaten sind seit Beginn des Putschversuches desertiert, allen Unkenrufen von Putschist, Opposition und den USA zum Trotz. Und für die Loyalität gibt es gute Gründe. Anders als in Argentinien oder Chile setzt sich das Militär in Venezuela nicht aus Angehörigen der Bourgeoisie und der reicheren Schichten zusammen, sondern besteht bis in die höchsten Ränge hinein aus Angehörigen der Arbeiterklasse und der ärmeren Schichten. Sie wissen also genau, was sie zu verlieren haben, wenn sie Venezuela wieder dem Imperialismus preis-geben. Zudem ist das Gedankengut des Freiheitskämpfers Simón Bolívar, der in Venezuela als der Urahn des Antiimperialismus gilt, in den Streitkräften weit verbreitet. Der frühere Präsident Hugo Chávez hat nach seiner Wahl weitreichende Änderungen im Bildungswesen der Armee durchgeführt, auch Marx und Lenin gehören heute in den Akademien der Streitkräfte zum Lehrplan. Ein Zurück in die quasi-koloniale Abhängigkeit von den USA wird es mit diesen Streitkräften nicht geben.

Doch die USA werden nicht aufgeben, obwohl es kaum Unterstützung für eine militärische Invasion in Venezuela gibt. Ein erneutes militärisches Eingreifen in Lateinamerika ist auch für US-Vasallenländer wie Kolumbien nicht wünschenswert. „Selbst Anhänger des Imperialismus wird das in Schwierigkeiten bringen“, sagte Carolus Wimmer, Internationaler Sekretär der Kommunistischen Partei Venezuelas (PCV) im Gespräch mit UZ. US-Militär in Lateinamerika wecke auch in diesen Ländern zu viele schlechte Erinnerungen.

Vielleicht auch deswegen setzen die USA weiter darauf, Venezuela wirtschaftlich zu zerstören. Zuletzt haben sie den Druck auf Indien erhöht, Venezuela kein Rohöl mehr abzunehmen. So soll zum Beispiel eine Handelsvereinbarung zur Debatte stehen, die Indien die zollfreie Einfuhr von Produkten im Wert von bis zu 5,6 Milliarden US-Dollar in die USA erlaubt. Per Kurznachrichtendienst Twitter drohte US-Sicherheitsberater Bolton erneut sowohl Staaten als auch einzelnen Firmen, die Handel mit Venezuela treiben: „Nationen und Firmen, die Maduros Diebstahl von venezolanischen Bodenschätzen unterstützen, werden nicht vergessen.“ Indische Rohölkäufe sind für die venezolanische Wirtschaft besonders wichtig, da sie bar bezahlt werden. Ende Februar hatte Indien bei einem Außenministertreffen mit Russland und China eine gemeinsame Erklärung zu Venezuela abgegeben, in der es heißt, dass „alle Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen, die Normen der internationalen Beziehungen und das internationale Recht respektiert“ werden müssen.

Davon sind die USA wie immer weit entfernt. Venezuela protestierte dagegen, dass seine Botschaft in den Vereinigten Staaten „gewaltsam von Menschen besetzt wird, die die öffentliche Unterstützung der US-Regierung haben und als ihre Agenten zugunsten ihrer politischen Interessen handeln“.

Juan Guaidó phantasiert immer noch von einer Zukunft als Präsident: „Bald gehe ich in mein Büro im Miraflores“, verkündete er vergangene Woche. Doch der venezolanische Präsidentenpalast Miraflores ist für ihn so fern wie nie.

Die Marionette der USA hatte für vergangenen Samstag Proteste im gesamten Land angekündigt, gekommen ist allerdings kaum jemand. Die kurzfristige massive Verschlechterung der Lebenssituation des venezolanischen Volkes durch die Sabotage der Stromversorgung des Landes hat ihm nichts genützt. Der permanent von US-Beratern begleitete Guaidó musste sich teilweise mit Kundgebungen von nur 50 Menschen zufrieden geben. Sein Umsturzversuch ist gescheitert, ob er je eine Chance hatte, ist fraglich.

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"Loyal aus gutem Grund", UZ vom 22. März 2019



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