Im Durchschnitt bekommen Frauen in diesem Land noch immer 16 Prozent weniger als Männer. Das liegt unter anderem daran, dass die Löhne in den sogenannten Frauenberufen im Gesundheits-, Bildungs- und Erziehungswesen, im Einzelhandel, in der Reinigung und im Gaststättengewerbe besonders gering sind. Seit Jahrzehnten kämpft die Frauenbewegung für gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit. Das Ziel ist noch immer nicht erreicht. Aber: Die Lohndifferenz konnte erheblich verringert werden.
Mit dem „Equal Pay Day“ wird jedes Jahr der Tag markiert, bis zu dem Frauen unentgeltlich arbeiten müssten, um ab diesem Datum auf den gleichen Lohn wie Männer zu kommen. In diesem Jahr fällt er auf den 7. März. Der erste „Equal Pay Day“ in Deutschland fand am 15. April 2008 statt. Also über fünf Wochen später als dieses Jahr. Oder anders ausgedrückt: die Lohndifferenz betrug im Jahre 2008 noch 23 Prozent.
In kleinen Trippelschritten hat sich die Differenz verringert. 2014 lag sie bei 22 Prozent, 2018 bei 20 und 2020 bei 18 Prozent – dann hat sich jahrelang nichts getan. Erst dieses Jahr ist er um 2 Prozent auf 16 Prozent gesunken – sowohl in den westlichen als auch in den östlichen Bundesländern. Das ist ein kleiner Erfolg und der stärkste Rückgang seit Beginn der Berechnungen im Jahr 2006. Dass der Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern im Osten mit 5 Prozent (2024) weiterhin deutlich kleiner ist als im Westen, ist auch ein Erfolg der Gleichstellung in der sozialistischen DDR, der bis heute nachwirkt.
In Stundenlöhnen ausgedrückt erhalten Frauen mit 22,24 Euro einen um 4,10 Euro geringeren durchschnittlichen Bruttolohn als Männer. Seit 2023 sind diese mit 8 Prozent allerdings stärker gestiegen als die der Männer. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass in den Industriebranchen, in denen hauptsächlich Männer beschäftigt sind, niedrigere Tariferhöhungen abgeschlossen wurden.
Der Rückgang der Lohndifferenz hat aber mehrere Ursachen. Zum einen gibt es mehr Frauen mit höheren Bildungsabschlüssen. Zum anderen gab es in den letzten Jahren größere Streiks und damit bessere Ergebnisse in Branchen, in denen mehrheitlich Frauen arbeiten. Das trifft auf den Öffentlichen Dienst zu, insbesondere auf den Sozial- und Erziehungsdienst und den Gesundheitsbereich. Aber auch im Einzelhandel, im Nahrungs-, Genuss-, Gaststätten- und Reinigungsgewerbe sind die Löhne gestiegen. In den unteren Entgeltgruppen haben die Beschäftigten zudem von Tarifabschlüssen mit Mindestbeträgen überproportional profitiert.
Für beide Geschlechter gilt jedoch, dass die Reallöhne in Deutschland 2024 im Vergleich zum Vorjahr zwar um durchschnittlich 3,1 Prozent gestiegen sind, damit aber nach wie vor die Verluste der vergangenen Jahre nicht ausgeglichen sind. Die Löhne liegen immer noch unter dem Niveau des Jahres 2019.
Frauenkämpfe sind Klassenkämpfe – das ist in den letzten Jahren deutlich sichtbarer geworden. In den letzten 10 bis 15 Jahren hatten viele Streiks ein weibliches Gesicht. Bei den Arbeitskämpfen im Einzelhandel, im Sozial- und Erziehungsdienst, im Öffentlichen Dienst sowie im Gesundheitsbereich war der Anteil der weiblichen Streikenden sehr hoch.
Seit 2022 finden am Internationalen Frauentag Frauenstreiks statt. Die Beschäftigten der Sozial- und Erziehungsdienste (Frauenanteil von über 80 Prozent) streikten 2022 für bessere Eingruppierung und gute Arbeitsbedingungen und waren gemeinsam mit der Frauenbewegung auf der Straße. 2023 streikte der Öffentliche Dienst und 2024 die Beschäftigten aus dem Einzel- und Großhandel für höhere Löhne. Auch dieses Jahr werden wieder Frauenstreiks stattfinden – das vierte Jahr in Folge. Sie verleihen dem Internationalen Frauentag eine ganz andere Bedeutung und Stärke.
Der „Equal Pay Day“ und der Internationale Frauentag sind als Streiktage im Öffentlichen Dienst wichtig. Die Arbeitgeberverbände haben auf stur geschaltet, verweisen auf leere öffentliche Kassen und verweigern bisher ein Angebot. Die Beschäftigten sollen zugunsten der Rüstung und „Kriegstüchtigkeit“ verzichten, die öffentliche Daseinsvorsorge wird abgebaut. Das trifft alle, aber besonders hart sind Frauen davon betroffen. Beispiel: Eine fehlende und mangelhafte Kinderbetreuung trifft Frauen besonders. Sie sind es, die oft in Teilzeit und in Niedriglohn arbeiten müssen. Sie müssen den großen Teil der Sorgearbeit tragen, sei es im Beruf, als Mutter oder pflegende Angehörige.
Deshalb müssen wir den „Equal Pay Day“ und den Internationalen Frauenkampftag nutzen, um gegen Krieg und gegen die Abwälzung der Kriegs- und Krisenlasten zu demonstrieren. Es geht gegen den Kahlschlag in der öffentlichen Daseinsfürsorge und gegen einen weiteren Demokratieabbau. Frauen haben ihre Rechte immer erkämpft. Geschenkt bekommen haben sie nichts – außer Blumen vielleicht.
Am 8. März für den Frieden!
1910 fand die Zweite Internationale Sozialistische Frauenkonferenz in Kopenhagen statt, auf der eine Resolution zum Erhalt des Friedens beschlossen wurde. Auf Anregung Clara Zetkins wurde zudem beschlossen, dass jährlich ein Frauentag mit internationalem Charakter durchgeführt werden soll. Der Internationale Frauentag wurde seither genutzt, um für den Frieden zu kämpfen.
Bei der Frauenfriedenskonferenz im März 1915 trafen sich nach Beginn des Ersten Weltkriegs sozialistische Frauen aus acht Ländern unter schwierigsten Bedingungen in Bern. Sie vereinbarten gleichzeitige Friedenskundgebungen in ihren Ländern und beschlossen einstimmig eine Resolution, die die Losung der Vaterlandsverteidigung verurteilte und zum gemeinsamen Kampf für den Frieden aufrief: „Der Sozialismus allein ist der künftige Menschheitsfriede! Nieder mit dem Kapitalismus – Nieder mit dem Kriege! Durch zum Sozialismus!“