Leitkulturschaffende

Liz Mohn

Von Richard Corell und Stephan Müller zu „Unsere Oligarchen“

Deutschlands Medienoligarchin Liz Mohn kann auf einen Aufstieg zurückblicken, der sich für die Boulevard-Presse eignet: Als Telefonistin im Bertelsmann-Konzern wurde sie eine der Geliebten des Bertelsmann Erben Reinhard Mohn, 1963 Scheinehe mit einem Bertelsmann-Lektor, 1982 wurde sie Mohns zweite Ehefrau, um ihn 2009 zu beerben.

Ihre Medienmacht gründet sich auf die Kontrolle der Bertelsmann SE & Co. KGaA, Gütersloh, einem der zehn großen Medienkonzerne der Welt, in Europa der größte mit gut 17 Milliarden Euro Umsatz (2015) durch über 100 000 Beschäftigte. Der Gewinn ist nicht zu ermitteln, weil die Mohns den Konzern über eine nicht börsennotierte Konstruktion kontrollieren. Alle Stimmrechte liegen bei der Bertelsmann Verwaltungs GmbH (BVG), die sechs Gesellschafter hat, drei davon Mohns. Der vierte, Dieter Vogel, hat sich in seiner Karriere bei Bertelsmann als zuverlässiger Strohmann des deutschen Finanzkapitals bewährt. Nr. 5, Jürgen Strube, war BASF-Chef und Aufsichtsrat unter vielen anderen bei BMW und Allianz. Er hat den Überblick, damit in der „Meinungsfreiheit“, d. h. der Freiheit der Mohns ihre Meinung zu verbreiten, die Interessen des deutschen Finanzkapitals umfassend berücksichtigt werden. Nr. 6, Werner J. Bauer war Verwaltungsrat bei Nestlé und L’Oreal. Der Bettencourt-Clan, der L’Oreal mit Nestlé kontrolliert, spielt seit Generationen in der französischen Politik eine ähnliche Rolle wie Bertelsmann in Deutschland: Maximale Unterstützung der jeweils reaktionärsten Europa-Politiker, ob sie Petain oder Hitler, Sarkozy oder Merkel heißen. Die Frankreich-Connection ist für das Teekränzchen inter­essant, das Liz Mohn mit ihrer Konkurrentin, der bekennenden Transatlantikerin Friede Springer und Angela Merkel pflegt.

Über die diskrete BVG wird steuergünstig der Geldfluss zur gemeinnützigen(!) Bertelsmann-Stiftung gesteuert. Dort wird die „Leitkultur“ des deutschen Finanzkapitals auf die Schiene gesetzt, zunächst in Gesprächskreisen der Konzern-und Politik-“Eliten“. Deren Ziele werden von gesponserten Wissenschaftlern mit geeigneten Statistiken unterfüttert und in internationalen Studien in einen Rahmen gestellt, in dem sie alternativlos erscheinen. Verbundene Medien und davon abhängige Politiker setzen die Empfehlungen um. Ihr bisher größter Erfolg war die Agenda 2010. Über das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) nimmt Bertelsmann derzeit massiv Einfluss auf Forschung und Lehre an deutschen Hochschulen, nicht zuletzt über die sogenannten Rankings.

Die Bertelsmann-Stiftung spielt sich die Bälle zu mit den Konzerngruppen, wo das Geld gemacht wird: Die RTL Group hat 32 Sender europaweit und 200 Millionen Zuschauer pro Tag. Gruner + Jahr, der größte europäische Printverlag (Stern etc.) hat Kooperationen mit Holtzbrinck (Zeit, Handelsblatt etc.) und eine Sperrminorität von über 25 Prozent im Spiegel Verlag. Random House ist die weltweit führende Buchverlagsgruppe mit ca. 120 Einzelverlagen: z. B. DVA, wieder mit Kooperationen mit Holtzbrinck Verlagen wie Rowohlt, S. Fischer, usw. Arvato, einer der weltgrößten IT-Dienstleister, liefert z. B. sämtliche Module für das Management von Kunden- aber auch Bürgerbeziehungen, für öffentliche Verwaltungen. Der Einstieg in öffentliche Verwaltungsaufgaben, auch im Bildungsbereich, ist eines der wichtigsten Umsatz-Wachstumsziele. Für ausführliche Info zur Manipulationskrake Bertelsmann empfehlen wir nachdenkseiten.de.

In unserer Serie „Unsere Oligarchen“ stellen wir die Spitzen des deutschen Finanzkapitals vor.

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"Liz Mohn", UZ vom 3. Juni 2016



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