Mit Interesse lese ich immer wieder gerne die UZ. Die Vielfalt der Themen und Meinungen führt offensichtlich dazu, dass man nicht mit allem einverstanden sein kann – das ist der Vorzug einer guten Zeitung.
Leider gibt es Tiefpunkte, die nicht unwidersprochen bleiben sollten. So der Teil 2 von „Organisieren durch Schreiben“. Aufhänger des Artikels ist der Roman „1984“ von George Orwell, der als „schlechte Propaganda“ bezeichnet wird, die „noch nicht einmal Literatur“ sei. Belletristik dürfte nicht dabei „stehen bleiben, das beschissene Jetzt zu verdammen“.
Eine Dystopie wie 1984 zeigt eine mögliche Zukunft. Eine Zukunft, wie sie angesichts der permanenten (Selbst-)Überwachung, Zerstörung, der Beliebigkeit und Auswechselbarkeit von Nachrichten nicht abwegig ist. Es war von Orwell nicht so gemeint, aber am Beispiel von „1984“ können wir sagen: Wenn wir im Kampf um die Utopie nicht siegen, werden wir in der Dystopie enden.
Ken Merten verlangt offenbar von „guter Literatur“, sie solle Utopie-Potenziale zeigen. Im Grunde fordert er eine linke Erbauungsliteratur. Ich meine, wir brauchen gute Literatur, die zum kritischen Nachdenken anregt. So wie „1984“.