Zu „Die Systemfrage stellen“, UZ vom 14. Februar

Lieber Eisenberg als Mausfeld

Tim Engels, Düsseldorf

Nach der wohlwollenden Besprechung der populärwissenschaftlichen Schriften des emeritierten Psychologieprofessors Rainer Mausfeld bleibt die Frage, weshalb seine Veröffentlichungen vornehmlich von dem extrem rechten Kopp-Verlag feil geboten werden!? Möglicherweise liegt es daran, dass Mausfeld in seinen Analysen das Klassenbewusstsein fremd ist: „Die Angst der Machteliten vor dem Volk“. Sind es nicht „AfD“ und abendländische Patrioten, die das deutsche Volk von einer durch unbestimmte Machteliten gesteuerten Lügenpresse in die Irre geführt sehen wollen!? Da wundert die Faschismuskompatibilität nicht. Auch in Querfrontmuster fügt sich das wunderbar ein. Dass Mausfeld Gesprächspartner von Jebsen war, erstaunt dann ebenso wenig.

Politisch näher dürfte uns der ehemalige Knastpsychologe Götz Eisenberg stehen, der jedenfalls über einen Klassenbegriff verfügt. Themengleich, aber aus einer dezidiert linken Sicht, hat er eine dreibändige Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus verfasst. Sie steht zwischen Amok und Alzheimer, Arbeitswut und Überfremdungsangst sowie Anarchismus und Populismus (Frankfurt 2015 bzw. Gießen 2017/18).

Eisenberg sieht sich selbst in der Tradition Peter Brückners wie der Kritischen Theorie. Als libertärer Sozialist liegt Kritik an den staatssozialistischen Systemen nahe. Sie sollte uns zum Nachdenken anregen oder zum Widerspruch ermuntern.

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"Lieber Eisenberg als Mausfeld", UZ vom 21. Februar 2020



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