Der Vorsitzende des Ältestenrates der Partei „Die Linke“, Hans Modrow, hat in der vergangenen Woche einen Brief an seine Vorsitzenden Susanne Hennig-Wellsow und Janine Wissler gerichtet, den die Tageszeitung „junge Welt“ am Montag veröffentlichte. Modrow, der am Donnerstag seinen 94. Geburtstag feierte, versprach den beiden, sie künftig mit Schreiben dieser Art „zu verschonen“. Seinen Brief versteht er als Beitrag zur Diskussion vor dem Erfurter Parteitag im Juni. Dieser ist nach seiner Überzeugung die letzte Chance für einen Neustart der Partei, die sich nicht erst nach den schlechten Ergebnissen bei der Bundestagswahl in einem „kritischen Zustand“ befinde. Ein solcher Neustart könne nicht ohne personelle Konsequenzen erfolgen, so Modrow.
Erneut kritisiert das Mitglied des Ältestenrates die Missachtung der Arbeit seines Gremiums: „Wir waren augenscheinlich überflüssig und lästig, was die Ignoranz deutlich zeigte. Unsere Erfahrung brauchte niemand.“ Neben weiteren Punkten kritisiert Modrow die friedenspolitische Haltung der Partei und die „absurde Äquidistanz zur Außenwelt“. Man könne nicht zu allen Bewegungen und Staaten den vermeintlich gleichen ideologischen Abstand halten. „Wer in das gleiche Horn stößt wie die kapitalistischen Kritiker Russlands und Chinas, Kubas, Venezuelas usw. macht sich objektiv mit ihren erklärten wirtschaftlichen und politischen Gegnern gemein“, so Modrow. Im Kampf um den Frieden dürfe es keine Neutralität geben.
kurzelinks.de/jw-modrow