Zu „Oskar Lafontaine geht“, UZ vom 8. Oktober

Lafontaine war es nicht

Peter Meiser, per E-Mail

„Nachdem er zwei sozialdemokratische Parteien mit zugrunde gerichtet hat, erklärte Oskar Lafontaine am Montag seinen Rückzug aus der Politik.” Diese Aussage der UZ ist falsch. Lafontaine hat erklärt, dass er bei der kommenden Landtagswahl nicht mehr für den saarländischen Landtag kandidiert. Das bedeutet doch nicht, dass er keine Politik mehr macht. Es war nicht der Rücktritt Lafontaines als Finanzminister im Schröder-Kabinett, der den Niedergang der SPD beförderte. Es war unter anderem die Politik des Blair/Schröder-Papiers und die damit einhergehende Finanzpolitik, die Lafontaine nicht mittragen wollte. Maßgeblich für das Dahinsiechen der SPD waren insbesondere die Hartz-IV-Gesetze und nicht Oskar Lafontaines Niederlegen all seiner Ämter beziehungsweise sein Ausscheiden aus der SPD.

Was die andere „sozialdemokratische Partei” anbelangt, muss deutlich gesagt werden, dass Lafontaine eine der treibenden Kräfte für die Gründung der Partei „Die Linke“ aus WASG und der PDS war. Es sei auch an den Münsteraner Parteitag der Linkspartei erinnert, als Lafontaine mit einer fulminanten Rede dem Spaltungsversuch eines prominenten Redners der Linkspartei engagiert entgegentrat. Einigen Funktionären in der Linkspartei kam es gelegen, als er später seine Ämter in der Linkspartei niederlegte. Der Grund für diesen Schritt war, was viele nicht wussten, eine lebensbedrohliche Erkrankung, an der er noch sehr lange zu knabbern hatte.

Mit Gewissheit gibt es viele Gründe, die Linkspartei zu kritisieren. Aber wenn schon, dann bitte seriös und differenziert. Schon seit Monaten lese ich in der UZ Artikel mit pauschalierten Kritiken an der Linkspartei, die eines guten Journalisten unwürdig sind.

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"Lafontaine war es nicht", UZ vom 15. Oktober 2021



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