Länger arbeiten heißt früher sterben

Wer später in Rente geht, hat ein höheres Risiko, früher zu sterben. So lautet das Fazit einer Studie, die in der aktuellen Ausgabe des von der Hans-Böckler-Stiftung herausgegebenen Magazins „Mitbestimmung“ vorgestellt wird. Demnach erhöht ein Jahr zusätzliche Arbeit das Sterberisiko zwischen 60 und 69 Jahren um 4,2 Prozentpunkte. Am stärksten sei der Anstieg der Sterblichkeit in Branchen mit hoher körperlicher Belastung und häufigen Arbeitsunfällen – zum Beispiel auf dem Bau – sowie bei starkem psychischen und sozialen Stress auf der Arbeit.

Generell steige zwar die Lebenserwartung, davon profitieren aber längst nicht alle Bevölkerungsgruppen gleich stark. Der Unterschied zwischen der niedrigsten und der obersten Einkommensgruppe betrage in Deutschland 8,6 Jahre bei Männern und 4,4 Jahre bei Frauen, heißt es im Magazin „Mitbestimmung“. Die Lebenserwartung der einkommensschwächsten Männer sei heute vergleichbar mit der von Bestverdienern Anfang der 1980er Jahre. Die soziale Schieflage werde bei der Debatte um eine Anhebung des Rentenalters nicht berücksichtigt, kritisiert Silke van Dyk, Professorin für Politische Soziologie an der Universität Jena.
Nur jeder achte Erwerbstätige würde, wenn er die Wahl hätte, bis 67 Jahre arbeiten – das ergab eine Umfrage, die vor knapp zwei Jahren durchgeführt wurde. Drei Viertel der Befragten sahen sich demnach körperlich und mental nicht in der Lage, bis zum Alter von 67 Jahren im Job durchzuhalten.

„Eine weitere pauschale Anhebung des Rentenalters über die ‚Rente mit 67‘ hinaus würde das Problem der Erreichbarkeit des Ruhestands verschärfen“, so Florian Blank, Leiter des Referats Sozialpolitik am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.