Kurzes Gedächtnis?

Gute Geschichtsbücher sind ja momentan in der Ukraine schwer zu bekommen. Das Gleiche gilt für den entsprechenden Unterricht an Schulen oder für Vorlesungen an Universitäten. Straßen werden umbenannt, Denkmäler, die an die siegreiche Rote Armee erinnern, geschliffen und Feiertage abgeschafft. Niemand soll sich mehr daran erinnern, wer die Befreier vom Faschismus waren. Lieber soll dem Nazikollaborateur Bandera gehuldigt werden, soll Russisch als Sprache und als Identität ausgemerzt werden.

Anscheinend setzen die Machthaber in Kiew darauf, dass das Gedächtnis der ukrainischen Bevölkerung kurz ist. Wie sonst ist zu erklären, dass das Propagandaministerium oder wie auch immer der Marketingverein heißt, der Plakatwände in Kiew bestückt, nun damit um die Ecke kommt: „Wir siegten damals, wir werden auch jetzt siegen. – Zum Tag des Sieges über den Nazismus im zweiten Weltkrieg.“ Rechts auf dem Plakat ein Soldat der ruhmreichen Roten Armee, links ein ukrainischer Soldat des faschistischen Asow-Bataillons, Abzeichen mit Wolfsangel inklusive.

Für den Fall, dass den Verantwortlichen für die Plakate nun partout gar keine Information zur jüngeren Geschichte Europas und der Welt mehr zur Verfügung stehen, hier noch einmal ganz deutlich: Die Nazis haben den Krieg verloren.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Kurzes Gedächtnis?", UZ vom 12. Mai 2023



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Baum.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit