Kuriose Betriebsratswahl

Knapp 200 Beschäftigte des Lebensmittel-Lieferdienstes Getir wollten am Montag in Berlin an einer Betriebsversammlung teilnehmen, um Betriebsratswahlen auf den Weg zu bringen. Die Tageszeitung „junge Welt“ berichtete, dass ausgerechnet „zwei Manager und eine Sekretärin aus der Zentrale des Lieferdienstes“ zu der Versammlung eingeladen hatten. Damit reagierten sie offenbar auf den Versuch zur Gründung eines Betriebsrates in Köln. Dem Initiator kündigte Getir nach „junge Welt“-Angaben Ende April.

Angesetzt war die Versammlung in der Firmenzentrale in Berlin. Getir-Beschäftigte hatten mit Unterstützung des „Gorillas Workers Col­lective“ für die Teilnahme an der Versammlung geworben. Bei der Wahl eines Versammlungsleiters habe das Management noch einer geheimen Wahl zugestimmt. Stattdessen sei nach dem Hammelstoß-Prinzip verfahren worden: Die Beschäftigten mussten unter dem Blick des Managers ein Kreuz auf einen Zettel des jeweiligen Kandidaten machen. Der einladende Manager erhielt 139 Stimmen, 84 Personen gaben ihre Stimme dem Kandidaten des „Getir Workers Collective“.

Rechtsanwalt Wiechmann, der das Kollektiv auf der Versammlung unterstützte, sei im Anschluss des Saales verwiesen worden. Einige Getir-Arbeiter hätten daraufhin ebenfalls den Versammlungsort verlassen, um in einer Betriebsversammlung ohne Manager Wahlvorstände für verschiedene Standorte zu gründen.

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"Kuriose Betriebsratswahl", UZ vom 6. Mai 2022



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