„Marxistische Blätter“ zum 70. Geburtstag der DDR

Kulturstaat DDR

Von Lothar Geisler

Marxistische Blätter

Kulturstaat DDR

Mit Beiträgen von Stefan Amzoll (Bauhaus DDR), Rüdiger Bernhardt (Bitterfelder Weg), Hans-Günther Dicks (DEFA – Das andere Leben der Anderen), Ludwig Elm (Kulturbund), Bruno Flierl (Alles nur Platte?), Sabine Kebir (zu Elfriede Brüning), Kai Köhler (Handbücher zur DDR-Literatur), Jens Mehrle (Theater der Commune), Peter Michel (Kein hässlicher Regentropfen der Geschichte), Armin Stolper (Die DDR, ihr Theater und ich) …

Auslieferung Mitte Juli

„Dies ist die Mauer. Bis hier reicht das Denken. Erklärungen liegen erschöpft am Boden. Das Land ist krank. Ihm ist nicht mehr zu helfen … Dies ist die Mauer. Dahinter wohnen die Herren. Vielleicht gehört einfach mal ein Loch gemacht.“ (Charles Ducal)

Mit unserem Schwerpunktheft zum 70. Geburtstag des anderen und – vor allem vom Standpunkt arbeitender Menschen betrachtet – besseren deutschen Staates wollen wir ein Loch in die Mauer von Denkverboten machen, hinter denen dem belgischen Dichter Charles Ducal zufolge „die Herren wohnen“. Denn sie haben – nachdem sie die Spaltung Deutschlands betrieben hatten – so lange mit Steinen auf die DDR geworfen, bis „Die Mauer“ stand. Und im „wiederbereinigten“ Deutschland haben „die Herren“ auch noch 30 Jahre nach dem „Mauerfall“ ein fundamentales Interesse am Weiterbestehen der Mauern in den Köpfen ihrer Untertanen. Wir verstehen ihre berechtigte Angst vor der Zukunft und einer Renaissance des Sozialismus. Wer an DDR denkt, soll assoziieren: Mauer, Stacheldraht, Schießbefehl, 17. Juni, Stasi-Diktatur, Mangelwirtschaft, Schlangestehen, Unrechtsstaat … Und sonst nichts!

„Es war alles ganz anders.“ Mit diesem Satz – so sagen Zeitzeugen – habe der große Marxist, Literatur- und Musikwissenschaftler Hans Mayer (1907 bis 2001) seine streitbaren Wortmeldungen immer eingeleitet. Ja, die DDR war anders. Sie war etwas Anderes und ist trotz 30-jähriger Dauergehirnwäsche, sozialer Diskriminierung und Demütigung ihrer BürgerInnen immer auch noch anders in Erinnerung: als „Friedensstaat“? Natürlich! 40 Jahre ging von deutschem Boden kein Krieg aus. Als „Sozialstaat“? Ohne Frage! 40 Jahre waren hier die sozialen Menschenrechte nicht nur Verfassungsnorm, sondern ausstrahlende Wirklichkeit. Gute Arbeit, bezahlbaren Wohnraum, Bildungs- und Aufstiegschancen gab es für alle. Was der DDR vor 1989 zum Beispiel einen Platz als starker „3.Tarifpartner“ in westdeutschen Gewerkschaftskämpfen sicherte.

Mit den Beiträgen dieses Heftes wollen wir an die DDR als „Kulturstaat“ erinnern. Dabei hatten wir nicht im Ansatz eine kurze Kulturgeschichte der DDR im Sinne. Die hat jüngst Gerd Dietrich, drei Bände dick, veröffentlicht. Bereits im vorherigen Heft hat Rüdiger Bernhardt sie ausführlich rezensiert. Unsere AutorInnen – mehrheitlich profilierte Insider mit DDR-Erfahrung – beleuchten herausragende Leistungen der Kunst: der Film-, Bau-, Theater-, der bildenden und schreibenden Kunst sowie der Politik  des Kulturbundes der DDR oder der Bewegung schreibender Arbeiter. Sie liefern damit – zum Teil aus eigenem Erleben – Puzzlesteine für ein im engen Wortsinn DDR-Bild. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und: Danke an Kai Köhler, der diesen Schwerpunkt konzipiert und organisiert hat.

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"Kulturstaat DDR", UZ vom 5. Juli 2019



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