Mitbestimmung
Es ist wohl so einiges im Argen: Mit dem „Kontrakt 18“ verpflichten sich deutschsprachige Drehbuchautorinnen und -autoren, nur noch über Projekte zu verhandeln, die ihnen kreative Mitbestimmung bei der Regie ermöglichen. In dieser Hinsicht sei Deutschland ein „Entwicklungsland“, bemängeln die Unterzeichner, unter denen sich Annette Hess („Weissensee“, „Ku‘damm 56“ und „Ku‘damm 59“) und Orkun Ertener („KDD – Kriminaldauerdienst“, „Die letzte Spur“) befinden. Drehbuchautoren erführen im deutschen Markt nach wie vor nicht die gleiche Anerkennung, wie sie in vielen anderen Ländern mittlerweile üblich sei. Auf einer selbst organisierten Konferenz in Berlin einigten sich Ende Mai zahlreiche Autorinnen und Autoren auf einen 6-Punkte-Katalog, den mittlerweile 95 Drehbuchautorinnen und -autoren unterzeichnet haben. Ab dem 1. Juli 2018 werden sie nur noch in Vertragsverhandlungen für neue Film- oder Serien-Projekte eintreten, wenn ihnen mehr Kontroll- und Mitbestimmungsrechte eingeräumt werden, heißt es in einer Pressemitteilung von „Kontrakt 18“. Es geht dabei u. a. um die künstlerische Kontrolle über das Buch, eine einvernehmliche Einigung bei der Besetzung der Regie sowie um die Einbeziehung der Autoren bei Leseproben und Rohschnitt. Ob man damit gegen die mächtigen Produzenten, die Geldgeber und die TV-Redaktionen ankommen kann, wird sich zeigen.
Gleicher Lohn
Die Kritik und das Publikum sind sich einig: Die Schauspielerin Anneke Kim Sarnau ist eine der besten Seriendarstellerinnen im deutschen Fernsehen. Gerade noch konnte der TV-Zuschauer die Schauspielerin als Hauptdarstellerin im „Polizeiruf 110“ aus Rostock sehen. Nach eigenen Worten wurde sie jahrelang schlechter bezahlt als ihr Kollege Charly Hübner. „Das war ein langer und auch kein einfacher Weg“, lässt sich die Darstellerin zitieren. Sarnau und Hübner spielen seit 2010 gemeinsam in Rostock die beiden Polizisten Katrin König und Alexander Bukow. Sie habe mit ihrem Ausstieg aus der Serie gedroht, wenn man ihr nicht die gleiche Gage zahle, sagte Sarnau. Erst dann hätten sich der zuständige Unterhaltungschef und die Produzentin für sie eingesetzt. Dennoch erklärte die Grimme-Preisträgerin: „Dieses Denken, dieses Verhalten, das es für Frauen so kompliziert und ungerecht macht, ist auch heute noch weit verbreitet.“ Das dies in vielen Spielfilmen, TV-Produktionen und Serien übliche Praxis ist, ist bekannt. Falls der Druck, den Sarnau ausüben konnte, auch von ihren Kolleginnen genutzt wird, wäre das erfreulich.
Kritik und Publikum
„paradies spielen“ fiel beim Publikum durch, nicht aber bei der Jury des Mülheimer Dramatikerpreises 2018: Der Österreicher Thomas Köck erhält den Preis für den letzten Teil seiner „paradies“-Trilogie. Der nun schon seit 43 Jahren vergebene Mülheimer Dramatikerpreis spiegelt durchaus die Geschichte und Entwicklung der deutschen Gegenwartsdramatik. Das gilt auch für den Preisträger 2018, den 32-jährigen Österreicher Thomas Köck. Von den sieben aus gut 100 Uraufführungen nominierten Stücken kristallisierte sich nach einer zweistündigen Jurydiskussion fast einmütig Köcks „paradies spielen“ als überzeugendstes Theaterstück heraus, es sei formal und inhaltlich ambitioniertes Welttheater. Ein großes Wort für ein Theaterstück, das im Gegensatz zur Jury beim Publikum auf dem letzten Platz kam. Obwohl es kaum am Text gelegen haben mag, sondern wohl an der Mannheimer Uraufführungsinszenierung von Marie Bues gelegen hat, diese Inszenierung wurde in Mülheim gezeigt. Viel zu plüschig und viel zu viel Radau, wenn das Stück „paradies spielen“ sorgfältig inszeniert wird, die Musik nicht dilettantisch eingesetzt und eine große Bühne zur Verfügung steht, dann kann und wird das Werk den Weg ins Repertoire und gewiss auch sein Publikum finden.