Clevere Medizin
Der US-Mediengigant Netflix hat sich zwei prominente Mitarbeiter gesichert: Der Schön-Sprech und Ex-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle werden künftig Filme und Serien für das Unternehmen produzieren. Man habe eine umfangreiche Kooperation abgeschlossen, sie umfasse die Produktion von Filmen, Serien und Dokumentationen, teilte Netflix mit. Über das finanzielle Volumen der Zusammenarbeit wurde nichts bekannt. Über das Vorhaben war bereits seit Längerem spekuliert worden. Die „New York Times“ hatte im März zuerst darüber berichtet. Dort hatte es geheißen, maßgebliche Themen der Produktionen könnten die Felder sein, die Obama auch als Präsident am Herzen gelegen hätten. Dazu gehörten etwa die Gesundheitspolitik, das Thema Einwanderung oder das Wahlrecht. Die Idee ist clever, dank seiner ausgeklügelten Technik wird Netflix sehr genau wissen was interessiert und kann Politikberatung ins Portfolio aufnehmen. Die Obamas, noch zu jung für den Ruhestand, können wieder mit am Rad drehen, Hoffnung für bare Münze zu verkaufen.
Verwirrung
Zwei dünne mikroskopische Schnitte des Hirns des Physikers Albert Einstein sind an das Naturkunde-Museum in Münster geliefert worden. Die besonderen Exponate sind ausgeliehen vom Museum für Medizingeschichte in Philadelphia in den USA. Albert Einstein gilt als Inbegriff des Forschers und Genies. Die Hirnschnitte werden in der Schau „Das Gehirn – Intelligenz, Bewusstsein, Gefühl“ ab dem 29. Juni zu sehen sein. Sie erzählen eine besondere Geschichte: Eigentlich hatte Einstein nach seinem Tod verbrannt werden wollen. Doch der Pathologe Thomas Harvey konservierte das Gehirn. Erst im Nachhinein holte er das Einverständnis der Familie ein. Harvey hoffte durch Forschung an dem Organ so etwas wie die Quelle von Genialität oder Erklärungen für Einsteins Intelligenz festzustellen. Hat bis heute nicht zu Erkenntnissen geführt, aber die romantische Vorstellung, in den Millionen von Synapsen fänden sich Spuren besonderer Art, die nur das Genie aufweise, wird weiterhin gepflegt. Der so wichtige Unterschied zwischen Klugheit und Bildung wird in Münster wohl nicht beachtet.
Dünnpfiff
Am Dienstag wurde Hartmut Dorgerloh vom Stiftungsrat des Humboldt-Forums zum Intendanten gewählt. Er ist Kunsthistoriker und betreut seit vielen Jahren die preußischen Schlösser und Gärten. Nach sechzehnjährigem Schlingern, nach Fehlstarts, Baustopps und Krisen nun also die letzte Phase. Ende 2019 sollen die ersten Teile des rekonstruierten Berliner Stadtschlosses eröffnet werden. Laut Degerloh gehe es um Zukunftsthemen. Etwa die Zukunft von Metropolen. Es hat sie in fast allen Kulturen gegeben, ob bei den Inka oder in Asien. Welche Folgen haben Metropolen für die Beziehung von Zentrum und Peripherie? Was ist, wenn die Freiräume, die Metropolen bieten, verschwinden? Auch der Körper wäre ein Thema. In allen Kulturen haben die Menschen ihren gottgegebenen Körper modifiziert und optimiert: von ganz kleinen Füßen oder ganz langen Hälsen bis hin zu Prothetik oder Nanorobotern, die wir uns implantieren, um uns leistungsfähiger zu machen. Auch Maskierung gehört dazu. Dass das Humboldt-Forum ein so schlechtes Image hat, dass viele es nicht einmal der Kritik für würdig halten, ist nur hochnäsig. Es ist doch verrückt, wenn in Berlin für mehr als eine halbe Milliarde Euro eine öffentliche Kunst- und Kulturinstitution mit Zehntausenden Quadratmetern entsteht – und dann sind das die aufgeblasenen Ideen. Dorgerloh meint tatsächlich, es müsste doch gelingen, klarzumachen, dass das eine großartige Verwendung von Steuergeldern ist. „Erstens muss man gute Nachrichten produzieren, zweitens guten Content.“
Mit Protest muss er rechnen, Verwendung ist auch schnell Verschwendung.